Kommentar:Tauschen wie Hans im Glück

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Am Beispiel der Behördenverlagerung zeigt sich, wie unüberlegt politische Entscheidungen oft sind

Von Gerhard Eisenkolb

Märchen und Politik liegen manchmal gar nicht so weit auseinander. So erinnern die den Landkreis betreffenden Aspekte der Behördenverlagerung an das Märchen "Hans im Glück" der Gebrüder Grimm. Hans im Glück tauscht einen Klumpen Gold als Lohn für seine langjährige Arbeit bei einem Müller so oft gegen billigere Dinge ein, bis er nur noch zwei Steine hat, einen Schleif- und einen Feldstein, die ihm beim Trinken zudem noch in einen Brunnen fallen. Das als großer Erfolg verkündete politische Tauschgeschäft, den Verlust des Fliegerhorstes in Fürstenfeldbruck mit der Verlegung von 32 Stellen des Eichamts etwas auszugleichen, erinnert an das Märchen. Diese peinliche Art einer verfehlten Kompensation ist zudem ein Musterbeispiel dafür, wie absurd Politik werden kann, wenn es darum geht, Entscheidungen als großartigen Erfolg zu verkaufen.

Solche Politikverkäufer handeln wie Werbestrategen. Sie verkaufen die Wähler zudem auch noch für dumm, weil verschwiegen wird, was einen Schatten auf die gute Botschaft werfen könnte. Nämlich die Tatsache, dass der Landkreis bei der bayernweiten Verschiebung von Behördenmitarbeitern unterm Strich nicht einmal gewinnt, sondern auch noch verliert. Dass CSU-Spitzenpolitiker wie Reinhold Bocklet und Co. nur den Gewinn von 32 neuen Stellen vermelden, den Verlust von 40 Stellen bei der Außenstelle der Autobahndirektion Süd in Maisach aber verschweigen, ist sicher kein Zufall.

Schwerer wird es zu beurteilen, ob solche Entscheidungen fachlich gerechtfertigt sind. Zumindest gibt es berechtigte Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Verlegung des Eichamts nach Bruck und der Autobahndirektion nach Deggendorf. Die Mitarbeiter haben künftig erheblich längere Anfahrtswege zu ihren Straßenbaustellen im Großraum München. Ginge es wirklich darum, dem Landkreis und der Stadt etwas Gutes zu tun für den Verlust der Kaserne, bestünden dazu bessere Möglichkeiten. Beispielsweise die Bereitstellung von preisgünstigen Grundstücken im Fliegerhorst zum Bau von Wohnungen mit einer Miete, die sich sozial Schwache und Menschen mit geringeren Einkommen noch leisten können. Mit solchen Entscheidungen könnten einige Menschen und sogar Staatsbedienstete wie Hans im Glück glücklich gemacht werden. Nur wäre deren Freude sogar berechtigt.

© SZ vom 03.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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