Kommentar:Stiften lohnt sich noch immer

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Auch in Zeiten geringer Zinsen kann eine Stiftung ertragreich sein

Von Gerhard Eisenkolb

Schon mit ihrem ersten Auftritt widerlegt die Sighart-Stiftung das Argument, in Zeiten niedriger Zinsen lohnt sich die Gründung einer Stiftung nicht, weil sich mit Stiftungskapital keine Erträge generieren lassen. Die Sighart-Stiftung ist in einer solchen Niedrigzinsphase gegründet worden und kann trotzdem ihr öffentliches Wirken mit der Verteilung von 60 000 Euro beginnen. Eine solche Summe ist für die Empfänger und den Nachlass eines Ehepaares in einer Zeit, in der ein Sparbuch nichts mehr bringt, ein Paukenschlag.

Diese Summe zeigt aber auch, dass für Stiftungen andere Maßstäbe gelten als für Kapitalanlagen, die unter dem Gesichtspunkt der kurzfristigen Gewinnmaximierung getätigt werden. Schließlich ist eine Stiftung ein Langzeitprojekt, bei dem es um Nachhaltigkeit und damit auch um langfristige Anlagenstrategien mit zwei Zielen geht: den Erhalt des Vermögens und Erlöse, ohne die die Stiftung nicht wirken kann. Um erfolgreich zu arbeiten, benötigt, wer eine solche Einrichtung führt, außer Geld auch eine spezielle, professionelle Strategie im Umgang mit dem ihr nur anvertrauten Vermögen. Im Fall Sighart hat der Erblasser vorgesorgt und sein Geld klug angelegt. Weshalb der Vorstandsvorsitzende von dessen Stiftung nun zum Nutzen älterer Menschen im Landkreis darauf verweisen kann, dass auch künftig aus dem Nachlass immer Geld fließen wird. Ebenso schwierig ist es, die Mittel im Sinne der Stifter wirkungsvoll auszugeben. Auch das zeigt in diesem Fall die Mittelvergabe exemplarisch auf. Da Stiftungen im Landkreis gut vernetzt sind, kann der Vorstand auf die Erfahrungen und damit auf die organisatorische Unterstützung anderer wie der Bürgerstiftung zurückgreifen. Zu einem guten Stiftungsmanagement gehört eben nicht nur die richtige Geldanlage, sondern auch die richtige Verteilung der Erlöse. Das wiederum erfordert eine gute Orts- und Menschenkenntnis.

Erst wenn das alles gegeben ist, kann Stiften so segensreich wirken und ansteckend sein, wie in den vergangenen Jahren im Landkreis. Dazu bedarf es neben Vertrauen und guter Beratung nicht immer eines großen Geldbetrags. Es gibt im Landkreis Beispiele, dass viele einzelne Stifter mit kleineren Summen auch etwas bewirken und damit über den Tod hinaus in ihrem ehemaligen Lebensumfeld nachwirken können.

© SZ vom 11.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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