Kommentar:Riesige Dimension

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Die Beschulung von Flüchtlingen zeigt auf, wie groß die Aufgaben der Integration sein werden

Von Heike A. Batzer

Schon an der ungeteilten Aufmerksamkeit, mit der Fürstenfeldbrucks Kreisräte jüngst den Ausführungen über die Beschulung jugendlicher Flüchtlinge folgten, war zu erkennen, welche Bedeutung sie diesen beimaßen. Zum ersten Mal wurde richtig klar, welche Dimension die Integration der Flüchtlinge unabhängig von ihrer bloßen Erstversorgung und Unterbringung hat.

Allein 600 junge Menschen im Alter zwischen 16 und 21 Jahren müssten unterrichtet werden. Das ist die Größenordnung einer eigenen Schule. Einen plötzlichen Zuwachs in dieser Dimension hat es noch nie gegeben. Dabei hat der Landkreis seit Jahren mit steigenden Schülerzahlen an seinen weiterführenden Schulen zu tun. Immer wieder wird deshalb an den Schulgebäuden für viel Geld an- und umgebaut, werden neue Zweige eingerichtet, werden neue Unterrichtsrhythmen in Form von Ganztagsschulen geschaffen. Doch 30 zusätzliche Klassen auf einmal aus dem Boden zu stampfen, ist nicht möglich. Den Kreisräten wurde das schnell klar. Keiner von ihnen mochte mehr Geschwindigkeit fordern bei der Beschulung der Asylbewerber - nicht einmal SPD-Mann Michael Schrodi, der das sonst bei jedem Bildungsthema tut, nicht einmal die einwanderungsfreundlichen Grünen, wie der sehr realistische Blick ihres Schulreferenten Christian Stangl auf die Dinge beweist.

Es zeigt sich in der Praxis, dass Landrat Thomas Karmasin Recht behalten wird mit der Ansicht, dass man die Situation im Laufe der Jahre wohl bewältigen werde, dass Flüchtlingszahlen wie jene aus dem Vorjahr aber nicht alljährlich gestemmt werden können. Für diese Sichtweise ist es hilfreich, wenn Praktiker wie die Leiterin der Berufsschule besonnen, aber deutlich ansprechen, welche Probleme sich bei der Umsetzung ergeben. Dennoch steckt der Landkreis in der Bredouille. Das Schlechteste wäre, Hunderte Menschen ohne Perspektive heranzuziehen, sagte Karmasin. Vermutlich wird der Landkreis daher in den nächsten Jahren nicht um die Notwendigkeit herumkommen, weitere Integrationsklassen zu schaffen, um jungen Flüchtlingen eine Grundlage für die Zukunft zu geben.

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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