Kommentar:Notwendige Einrichtung

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Warum ein Hospiz ein Akt der Menschlichkeit wäre

Von Andreas Ostermeier

In Oberbayern klafft eine riesige Lücke. Nur ganze vier stationäre Hospize gibt es im einwohnerstärksten Regierungsbezirk des Freistaats. Auch wenn in Rosenheim bald ein fünftes Hospiz entstehen soll, ändert das nur wenig am Befund: Was die Versorgung mit Hospizbetten angeht, ist Oberbayern - wie überhaupt der ganze Freistaat - nicht Spitze in Deutschland, sondern gehört zu den Schlusslichtern. Das zeigen auch die Statistiken, die der Deutsche Hospiz- und Palliativverein veröffentlicht hat. Pro 60 000 Einwohner kann ein Hospizplatz zugelassen werden. Die tatsächliche Zahl pro Hospizbett liegt in Oberbayern fast doppelt so hoch.

Der Regierungsbezirk hat also einen gewaltigen Nachholbedarf. Der stetige und hohe Zuzug in die Landeshauptstadt und ihr Umland sowie die demografische Entwicklung, die eine Zunahme der älteren Menschen anzeigt, verstärken diesen Nachholbedarf. Die Initiative der Germeringer Sozialstiftung kommt also gerade recht. Angesichts der Zahlen ist sie gar überfällig. Peter Braun und seinen Mitstreitern ist deshalb viel Glück zu wünschen, dass sie ihre Idee umsetzen können, egal ob die Einrichtung für todkranke Menschen in Germering oder in einer anderen Kommune im Landkreis stehen wird.

Doch es geht nicht nur um Zahlen. Es geht vor allem um die letzten Lebenswochen von Menschen, die sehr viel erleiden. Wer von Palliativmedizinern betreut werden muss oder eine tödliche Krankheit im Endstadium hat, der muss vor allem große Schmerzen aushalten. Die meisten dieser Menschen sterben bislang in Krankenhäusern, entfernt von ihrem Zuhause und der Familie. Es wäre schön, wenn sie bei all dem, was sie sowieso schon erdulden müssen, ihre letzten Lebenswochen in gewohnter Umgebung verbringen könnten. Dazu dienen stationäre Hospize. Auch deshalb ist die Sozialstiftung auf dem richtigen Weg. Das Geld, das die Stiftung für den Zweck erhalten hat, ein Hospiz zu errichten, darf nicht brach liegen. Schwerkranke Menschen benötigen es.

© SZ vom 01.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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