Kommentar:Mutiger Vorreiter

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Mit der Gründung einer Gesellschaft zur Nutzung der Geothermie leistet die Stadt Puchheim einen wichtigen Schritt, um bis zum Jahr 2030 die gesamte im Landkreis verbrauchte Energie hier zu erzeugen. Auch wenn es utopisch klingen mag, ist das Ziel nach wie vor richtig

Von Karl-Wilhelm Götte

Es sei daran erinnert, dass bis zum Jahr 2030, so ein wegweisender Beschluss des Kreistages aus dem Jahr 2000, die gesamte Energie im Landkreis Fürstenfeldbruck für Strom, Wärme und Verkehr auch hier aus erneuerbarer Energie gewonnen werden soll. Um dieses Ziel ist es 2017 still geworden. Gehen doch ernstzunehmende Berechnungen davon aus, dass das nicht nur in Bezug auf den Verkehr utopisch ist.

Mit dazu beigetragen hat die Blockadepolitik der Staatsregierung zur Windenergie mit der willkürlichen Vorgabe, dass moderne, 200 Meter hohe Windräder zwei Kilometer Abstand zum nächsten Wohnhaus haben müssen. Die Frage, warum es nicht 1,5 oder drei Kilometer sein sollen, ist berechtigt. So drehen sich im Landkreis nur zwei statt der erhofften 30 Windräder. Die gebauten Anlagen erzeugen übrigens in einer angeblich windschwachen Gegend mehr Strom als vorher kalkuliert. Auch die Photovoltaik wird nur noch minimal gefördert, für private Investoren lohnt sie sich kaum noch. Der Schritt von Puchheim, nun in einer Partnergesellschaft Erdwärme zu nutzen, ist daher ein ermutigendes Zeichen. Die Stadt wagt sich als erste Landkreis-Kommune an ein Geothermieprojekt. Sie wird damit zum Vorreiter.

Ein ähnliches Vorhaben scheiterte in Germering vor einigen Jahren in der Finanz- und Wirtschaftskrise an den finanziellen Möglichkeiten. Ein Investor fand sich damals nicht, allein konnte Germering ein Bohrprojekt mit Kosten von etwa zehn Millionen Euro nicht finanzieren. Jetzt ist Germering erneut bestrebt, die Geothermie anzugehen. Umso mehr ist die Puchheimer Entscheidung zu loben, auf erneuerbare Energie statt auf fossile Energieträger zu setzen. Zumal die Kommune ein finanzielles Risiko eingeht, sollte die Ausbeute kleiner ausfallen als erhofft. Die Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft mit einer Privatfirma ist daher ein gelungener Schachzug. Begrenzt das doch das Risiko. Gelungen ist das auch im Sinne des wegweisenden Beschlusses des Landkreises, 30 Jahre vorauszudenken.

© SZ vom 31.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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