Kommentar:Mit Profis arbeiten

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In der Diskussion "Wild vor Wald" sind Radikalpositionen die schlechteste Lösung

Von Erich C. Setzwein

Wild vor Wald - das ist eine schier endlose Diskussion. Den Forstwirten geht es um die Wirtschaftlichkeit des Waldes, den gesicherten Aufwuchs der Bäume und den zu erwartenden Ertrag in einigen Jahrzehnten. Waldbesitzer leben von ihrem Wald und lieben ihn. Auch Jäger lieben den Wald, aber oft genug schauen sie Rehen und Hasen einfach nur beim Äsen zu und erfreuen sich an einem großen Bestand. Wenn dann die Schäden im Wald zunehmen, der vom Landratsamt verordnete Abschussplan nicht erfüllt ist und die Jagdgenossen, also die Waldbesitzer, verärgert sind, heizt sich die Diskussion von selbst weiter an.

Doch was tun, um der Natur gerecht zu werden? Auf der Emmeringer Leite sagen die Waldbauern, wenn sie wertvolle Tannen oder Eichen pflanzen sollen, müssten diese entweder für viel Geld eingezäunt werden. Oder alle Rehe müssten abgeschossen werden. Solche Radikalpositionen sind nicht selten, es bleibt aber meist bei den Forderungen. Denn Waldbesitzer wie Jäger wissen sehr wohl, dass sich das Wild an seine Umgebung angepasst hat und immer schwerer zu bejagen ist. Forstexperte Günter Biermayer berichtet davon, dass sich Rehe in Dickungen verstecken und den Jäger auf seinem Ansitz beobachten. Andere Jäger haben erlebt, wie sich Wildschweine im Schutz des Waldes von Teilnehmern einer Treibjagd regelrecht haben überrollen lassen. Biermayer, der selbst Besitzer eines kleinen Waldstücks und Jäger ist, ist in dieser Debatte zu Recht um einen Ausgleich bemüht und hält schon allein aus fachlicher Sicht dagegen, dass der Totalabschuss unmöglich, aber auch unnötig ist.

Waldbesitzervereinigungen, in deren Revieren das Verhältnis von Wald und Wild nicht mehr stimmt, werden - statt Hobbyjäger mit langfristigen Pachtverträgen auszustatten - nicht darum herumkommen, Jäger einzustellen, die vom Verkauf des Wildbrets leben können und denen daran gelegen ist, einen ökologisch und wirtschaftlich sinnvollen Ausgleich zu schaffen. Profis also, die auf Nachhaltigkeit bedacht sind und eine ähnliche Einstellung zur Bewirtschaftung eines Waldes haben wie die Besitzer der Forstflächen selbst.

© SZ vom 20.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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