Jetzt hat der Maisacher Gemeinderat die nur in Gernlinden geltende Baumschutzverordnung also abgeschafft. Oder zumindest so weit gelockert, dass 60 Prozent - fast zwei Drittel - aller Bäume in Maisachs zweitgrößter Ortschaft gefällt werden können. Die Gernlindner können nun jubeln, haben sie doch 15 Jahre lang die so unbeliebte Verordnung ertragen müssen. Ob die Entscheidung des Gemeinderates für die Bewohner des als so grün bekannten Ortes tatsächlich ein Gewinn ist, bleibt allerdings abzuwarten.
Dass ein in der Bürgerversammlung, in der es ohnehin regelmäßig Beschwerden über die Baumschutzverordnung gibt, gestellter Antrag zu ihrer Abschaffung mehrheitlich befürwortet wird, ist nicht weiter verwunderlich. Orkan Niklas mag den Kommunalpolitikern ein weiteres Argument an die Hand gegeben haben, um die Regelung zu lockern. Und das ist auch gut so. Denn die mit dem Klimawandel einhergehende Zunahme von Stürmen und Orkanen macht es erforderlich, dass Hauseigentümer weitgehend freie Hand haben bei ihren möglicherweise subjektiven Entscheidungen, einen als gefährlich erscheinenden Baum zu fällen. Und irgendwo muss die Rathausverwaltung eine Grenze ziehen, wenn sie zumindest noch einen Teil der Verordnung bewahren möchte.
Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite ist Gernlinden tatsächlich auffallend grün. Und es ist davon auszugehen, dass das vielen Anwohnern bewusst ist und sie es auch sehr schätzen. Wenn nun aber jeder, der von der Lockerung betroffen ist, alle für die Fällung freigegebenen Bäume tatsächlich umhaut, wird von dem Grün in Gernlinden nicht mehr viel übrig bleiben. Ganz nach dem heute gern gelebten Motto: Ich bin zwar auch für die Energiewende, aber ich möchte bitte kein Windrad vor der Haustür haben. Deshalb ist es gut, dass der Gemeinderat die Auswirkungen seiner Entscheidung in zwei Jahren überprüfen und gegebenenfalls noch einmal ändern wird.