Kommentar:Kartoffelschalen für den Garten

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Die einen wollen für den Bioabfall lieber eine Tonne, den anderen reicht ein Komposthaufen

Von Heike A. Batzer

Die Begriffe Müll oder Abfall implizierten bis dato, dass etwas nicht mehr benutzt oder benötigt und deshalb weggeworfen wird. Längst aber hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass vieles, was im Alltag als Müll aussortiert wird, weiter Verwendung finden kann. In der Folge, und auch weil man damit gute Geschäfte machen kann, ist ein regelrechter Kampf um viele Wertstoffe entbrannt. Sie werden zu neuen Produkten recycelt oder zu Energie gemacht. Das klingt grundsätzlich vernünftig, wirft aber die Frage auf, inwieweit Abfallpolitik auch Energiepolitik ist.

Diese Frage hat der Landkreis Fürstenfeldbruck für sich noch nicht richtig beantwortet. Er hält zunächst an seinem Abfallsystem fest, das einst sehr fortschrittlich war, und justiert da und dort - mit Einführung einer Papiertonne und einer Wertstofftonne - nach. Manche Kreispolitiker möchten nun auch noch eine Biotonne einführen, weil der Landkreis mehr Bioabfall sammeln und daraus Energie herstellen soll. Die Idee überzeugt zunächst, weil es im städtisch geprägten Osten des Landkreises für Bürger in großen Wohnsiedlungen praktischer wäre, könnten sie ihre Küchenabfälle in eine Tonne geben anstatt sie in Papiersäcken für die Müllabfuhr bereitstellen zu müssen.

Ob damit allerdings die Sammelmenge von Bioabfall gesteigert werden kann, ist fraglich. Denn der Landkreis hat auch einen ländlich geprägten Westen. Dort werden Bioabfälle überwiegend im eigenen Garten kompostiert und damit in den natürlichen Zyklus zurückgeführt. Den Eigenkompostierern den bislang gewährten Rabatt auf die Müllgebühren zu streichen, würde sie zudem übervorteilen, weil dem Abfallwirtschaftsbetrieb dabei keine Kosten für Abholung und Entsorgung entstehen. Das äußerst differenzierte Abfallsammelsystem sollte deshalb nicht durch weitere Vorgaben verkompliziert werden. Es muss weiterhin den Bürgern überlassen bleiben, Kartoffelschalen und Grashalme auch im eigenen Garten zu kompostieren. Das ist weder unredlich noch umweltschädlich, im Gegenteil: Es entspricht dem natürlichen Lauf der Dinge.

© SZ vom 30.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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