Kommentar:Investieren, so lange es geht

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Germering tut gut daran, jetzt  Geld in die Hand zu nehmen und selbst zu bauen, den Bestand zu sanieren und sich an sozialem Wohnungsbau zu beteiligen

Von Karl-Wilhelm Götte

Der Stadt Germering geht es finanziell gut. Das war nicht immer so. Besonders bei den Gewerbesteuereinnahmen hinkte die Große Kreisstadt im Vergleich zu anderen Kommunen hinterher. Jetzt sprudeln diese Einnahmen kräftig, weil die Unternehmen am Ort gut verdienen. Das kann auch bis 2020 so weitergehen. Eine Wirtschaftskrise scheint vorerst nicht in Sicht zu sein. Germering schmeißt nicht mit dem Geld um sich, sondern gibt es vor allem für die Sanierung von Schulen und für den Bau von Kindereinrichtungen aus. Das wird gerade von jungen Familien sehr geschätzt, so dass das Plus bei der Einwohnerzahl nach vielen Jahren der Stagnation nicht überrascht. Die laufenden Millionenzuschüsse für die Stadthalle, Bibliothek, das Hallenbad und das Freizeitzentrum am Freibad mit Eishalle sind gut angelegt, weil die Einrichtungen von den Bürgern geschätzt werden.

Doch nicht nur von den Germeringern, auch viele Münchner und Bewohner aus dem Umland besuchen die Stadthalle oder das familienfreundliche Freibad sehr gerne. Wird das nahe Wohngebiet in Freiham erst fertig sein, werden allerdings noch mehr auswärtige Besucher hinzukommen. Ergänzt wird das bereits üppige Kultur- und Freizeitangebot noch durch den Umbau der ehemaligen Kaserne. Bemerkenswert und gleichzeitig klug ist die einhellige Entscheidung des Stadtrates, sich beim Haushalt nicht auf eine "schwarze Null" zu orientieren. Kredite mit einem Zinssatz von knapp über null Prozent für Schulbauten oder den Bau von Kindereinrichtungen sind nahezu geschenktes Geld.

Zu begrüßen ist auch, dass die Stadt Wohnungen kauft, um preiswerten Wohnraum für einkommensschwächere Bewohner zur Verfügung zu stellen, liegt doch Germering bei den Mietpreisen für den frei finanzierten Wohnungsbau nach München an zweiter Stelle in Deutschland. Die SPD sollte im Stadtrat nicht nachlassen, dafür zu werben, einen Grundsatzbeschluss zu fassen, der Bauherren größerer Wohngebäude auferlegt, 30 Prozent der Wohnungen als Sozialwohnungen zur Verfügung zu stellen. In Dachau stimmte übrigens auch die CSU diesem Beschluss zu. Den Zuzug mit kalkulierten etwa 200 Neubürgern pro Jahr bis 2034 kann die Stadt verkraften. Legitim wäre sicherlich, private Bauherren über das Instrument der sozialgerechten Bodennutzung an den Folgekosten für die Erweiterung von Schulen und Kindereinrichtungen zu beteiligen. Der Mahnung der Grünen-Fraktion, die noch vorhandenen Grün- und Freiflächen für zusätzliche Wohn- oder gar Gewerbegebiete zu opfern, sollte unbedingt gefolgt werden.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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