Kommentar:Eine Sache für den Chef

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Innenminister Joachim Herrmann sollte erklären, warum ausgerechnte die Zusammenlegung zweier Polizeidienststellen die Sicherheit von mehr als 120 000 Menschen verbessern soll

Von Erich C. Setzwein

Vor nicht allzu langer Zeit hat Bayerns Innenminister erklärt, wie wichtig ihm die Sicherheit der Landkreisbevölkerung ist und was er tut, um diese Sicherheit weiter zu gewährleisten. Da war Joachim Herrmann als Listenerster der CSU im Wahlkampfmodus und wusste sicher auch schon, wie die Zukunft der Polizeidienststellen aussieht. Gesagt hat er bei seinem Auftritt in Fürstenfeldbruck freilich nicht, was da auf die Olchinger, Gröbenzeller und Germeringer Beamten wie auch die Bürger zukommen wird, wenn sich die Inspektionsgrenzen ändern.

Hätte er aber besser getan. Der Unmut wäre sicherlich nicht größer gewesen als jetzt, und wahlbeeinflussend wäre seine Ankündigung nicht gewesen. Nun aber hat es den Anschein, dass da etwas verschwiegen worden ist. Sicherheit hat ja nicht nur mit der Anzahl von Streifen zu tun, die regelmäßig durch die Gemeinden fahren, Sicherheit ist vor allem eine Gefühlssache. Doch solche Gefühle scheinen politischen Planern seit jeher völlig zu fehlen, wie die Auflösung der Polizeidirektion Fürstenfeldbruck gezeigt hat. Bevor sich Olching und Puchheim unnötigerweise um den Standort für eine fusionierte Inspektion Olching-Gröbenzell zanken, muss Innenminister Joachim Herrmann nun reagieren. So lange er nicht in Berlin am Kabinettstisch sitzt, hat er in Bayern seine Pflicht zu erfüllen. Und die heißt im Fall Gröbenzell: informieren und kommunizieren. Wenn es um mehr als 120 000 betroffene Bürger geht, dann muss das Chefsache sein. Dann muss Herrmann jetzt das nachholen, was er in Fürstenfeldbruck nicht sagen wollte oder konnte.

Das ist er im Übrigen auch den Beamten schuldig, die ihm als Dienstherrn unterstehen und von Olching, Gröbenzell und Germering aus in den Kommunen unterwegs sind und jeden Tag ihre Pflicht tun - und noch mehr, wenn es die viel zu kurze Personaldecke erfordert. Auch sie erwarten, dass sie ordentlich ausgerüstet und untergebracht werden. Das hat auch mit Motivation und letztlich einem Sicherheitsgefühl zu tun, das Herrmann so gerne propagiert.

© SZ vom 04.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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