Kommentar:Eine Sache der Erziehung

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Es gibt zwei Möglichkeiten, den Verbrauch von Plastiktüten zu reduzieren: Einer führt über den Geldbeutel, der andere über frühzeitige Bewusstseinsförderung

Von Erich C. Setzwein

Plastiktüten sind ausgesprochen praktisch. Vor allem für die, die gerne spontan shoppen. Man muss sich vorher keine Gedanken machen, was alles in einen Korb oder eine Tasche passt. Tragetaschen liegen an der Kasse für wenige Cent bereit, und die Tüten machen einen hygienischen Eindruck. Doch Plastiktüten sind in Verruf gekommen, seit sie in Fischmägen gefunden wurden oder Tiere daran verendet sind. Letztlich kommen sie, in denen vielleicht mal Lebensmittel transportiert wurden, in die Nahrungskette zurück. So ist der erneute politische Versuch richtig, eine Lösung zu finden, die dem Natur- wie dem Verbraucherschutz entgegenkommt.

Zwei Wege könnten zum Ziel führen. Zum einen - und damit am einfachsten - die Erziehung über den Geldbeutel. An den Kassen könnte sich entscheiden, ob die Kunststoff-Tragetasche eine Zukunft haben wird. Viele Einzelhändler verlangen mittlerweile den doppelten Preis. Statt sie kostenlos zu bekommen oder vielleicht zehn Cent zu bezahlen, kostet eine Tüte schon mal 30 Cent. Allein dieser Betrag kann Konsumenten abschrecken. Papiertüten, ebenfalls gegen ein Entgelt zu erwerben, kommen wieder stärker ins Bewusstsein, ebenso wie die Baumwolltasche für einen Euro. Allein dies zeigt, wie sich der Handel auf politische Vorgaben einstellt und auf Kundenwünsche eingeht. Aber warum gibt es immer nur durchsichtige Plastiktütchen für Obst und Gemüse? Weil gerade in Selbstbedienungsläden an der Kasse kontrolliert werden kann, was drin ist. Oder einfach aus Bequemlichkeit.

Zum anderen ist da die Erziehung im Unterricht. Wer früh lernt, nicht nach der Plastiktüte zu greifen, macht sich vielleicht vor dem Einkaufen mehr Gedanken, was und in welchen Mengen er kaufen will. Seit Jahresanfang lernen die Schüler der Grundschulen in einem Kooperationsprojekt mit dem Agenda-21-Büro des Landkreises, wie Plastikverpackungen vermieden werden können. Wer weiß, wie viel er tragen kann, wer das Wissen hat, was er wirklich benötigt, wer erkennt, welche Umweltfolgen sein Handeln hat, kann ein verantwortungsbewusster Konsument werden. Und weiterhin spontan zum Shoppen gehen - aber immer schön mit dem Korb unterm Arm.

© SZ vom 30.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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