Kommentar:Eine Aufgabe für alle

Lesezeit: 1 min

Auch Flüchtlinge, die nur kurze Zeit im Landkreis zu Hause sind, sollten Aufmerksamkeit erfahren. Eichenauer Vereine machen vor, wie das geht

Von Erich C. Setzwein

Wenn in diesen Tagen prognostiziert wird, dass es nicht 2000 Asylbewerber sein werden, die bis zum Jahresende in den Landkreis kommen, sondern 3000, dann werden sich viele erneut fragen, wie denn das gehen soll. In einer der dichtest besiedelten Gegenden um München, in einem teuren Landkreis, in dem sich viele die Mieten kaum mehr leisten können, wo wenig neu gebaut wird, da sollen nun noch mehr Flüchtlinge untergebracht werden. Alle Kommunen sind bemüht, einige darunter vielleicht aktiver als andere. Das zu schaffen, ist nicht unmöglich, doch allein die aus den unterschiedlichsten Gründen hierher kommenden Menschen mit einem Dach überm Kopf zu versorgen, reicht nicht.

Egal, wie lange die Verfahren dauern, so lange die Flüchtlinge im Kreis leben, sollten sie Nachbarn sein. Jeder darf sich angesprochen fühlen und ebenso neugierig sein wie empathisch. Es gibt viele Asylhelferkreise, die mehr oder weniger im Stillen vormachen, mit wie viel Zeit und auch Geld, aber vor allem mit wie viel Mitmenschlichkeit die Bewohner der jeweiligen Gemeinde "ihren" Flüchtlingen begegnen und ihnen helfen, sich in unserer Gesellschaft zurecht zu finden. Eichenau ist da nur ein Beispiel.

Auch wenn am 1. Mai keiner der Asylbewerber, die am Dienstag schon mit Vorfreunde vor dem Maibaum standen, beim Aufstellen teilnehmen kann, weil es dafür keinen Versicherungsschutz gibt, so ist die Einladung des Maibaumvereins doch ein Indiz dafür, dass die Menschen in diesem Landkreis zwang- und bedingungslos den Neuankömmlingen begegnen wollen, um ihnen voller Stolz zu zeigen, wie es hier zugeht. Freilich bietet sich das Brauchtum geradezu an, aber auch bei anderen Festen im Jahr sollten die Asylbewerber dabei sein dürfen. Ohnehin geht die Tendenz dahin, ihnen abseits Unterkünfte zu geben und sie so vom eigentlichen Gemeindeleben auszuschließen. Doch wie sich in Eichenau auf vorbildliche Weise zeigt, geht die Integrationsleistung nicht nur vom Helferkreis und den Kirchen aus, sondern erreicht auch die Vereine. Ein gutes Zeichen.

© SZ vom 30.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: