Kommentar:Ein Streik für die Zukunft

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Der Job mit Kindern braucht eine Aufwertung mit mehr Geld und Anerkennung

Von Julia Bergmann

Ein Streik muss weh tun. Was angesichts der vielen streikbedingten Schließungen von Kitas in Olching und Germering zynisch klingt, weil der Schmerz gerade bei denjenigen ankommt, die am wenigsten für die prekären Arbeitsbedingungen des Personals können, bleibt dennoch wahr. Der Streik wird vor allem auf dem Rücken der Eltern ausgetragen. Trotzdem ist es höchste Zeit, dass Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen einen Lohn verdienen, der ihrer Leistung angemessen ist.

Dabei geht es nicht um deren persönlichen Gewinn. Viel mehr geht es, wie es eine der Leiterinnen einer Olchinger Einrichtung ausdrückt, um die Zukunft der Kinder. Wenn Eltern erwarten, dass sie morgens ihre Kleinen in der Kita abgeben können, dass diese dort gepflegt, betreut, verköstigt und geliebt werden und obendrein noch die notwendige und erwünschte Bildung vermittelt bekommen, dann ist das die eine Sache. Wie das geleistet werden kann, wenn sich Erzieherinnen nicht einmal Lebensunterhalt und Miete finanzieren können und Kinderpflegerinnen, um über die Runden zu kommen, Nebenjobs nachgehen müssen, die andere.

Schon jetzt ist es schwierig, Personal zu finden. Wenn die Bezahlung weiter schlecht bleibt, die notwendige Anerkennung fehlt und die Arbeitsbelastung und Ansprüche von außen dennoch steigen: Wer wird dann in Zukunft noch diesen Job machen wollen? Wenn Personal fehlt, wer soll die Kinder dann noch individuell fördern und bilden und pflegen? In diesem Streik geht es nicht nur um das Vordergründige, sondern um die langfristige Sicherung von qualitativ hochwertiger Kinderbetreuung. Dass die unbefristeten Schließungen für Eltern die schlimmsten Sorgen und Nöte bedeuten, weil vielleicht niemand da ist, der die Kinder beaufsichtigen kann oder weil der Arbeitgeber Druck macht, ist schrecklich. Und genau deshalb wäre es an der Zeit, dass auch Eltern Druck machen. Nicht bei den Kitas, sondern bei den kommunalen Arbeitgeberverbänden.

© SZ vom 09.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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