Kommentar:Die Bürger mitnehmen

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Veranstaltungen, bei denen Einwohner und Politiker zusammen kommen, helfen Meinungen auszuloten und Pläne zu erklären. Das födert die Akzeptanz von Entscheidungen

Von Ariane Lindenbach

Jetzt steht es also fest: Die Gernlindner wollen die vielen das Ortsbild prägenden Bäume erhalten. Sie wollen den viel gepriesenen sogenannten Gartenstadtcharakter von Maisachs zweitgrößtem Ortsteil bewahren. Und sie wollen nicht den maximalen Profit aus ihren Grundstücken schlagen. Diese Haltung war sehr eindeutig aus den Wortmeldungen und Beifallsbekundungen der etwa 140 Anwesenden am Mittwochabend im dortigen Bürgerzentrum herauszulesen.

Den Gemeinderäten dürfte diese klare Haltung buchstäblich den Rücken stärken. Vor allen Dingen dann, wenn sie das nächste Mal einen Bebauungsplan aufstellen und damit Grundeigentümer wie Investoren in ihre Schranken weisen. Beliebt macht man sich mit solchen Entscheidungen sicherlich nicht überall. Das machte der langjährige SPD-Gemeinderat Alfons Strähhuber, ebenfalls ein Gernlindner, an jenem Abend deutlich: Was dem einen gefällt (ein großes Haus), versperrt dem Nachbarn die Sicht. Wenn also der Gemeinderat eine Entscheidung fällt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie nicht jedem passt. Umso bedeutsamer ist es da, dass die Gemeinde ihre Bürger bei einer solch wichtigen Entscheidung zu einem Dialog einlädt. Wie mehrere dankbare Rückmeldungen gezeigt haben, sind einigen der Besucher offenbar erst durch die Erläuterungen von Bürgermeister Hans Seidl (CSU) Zusammenhänge klar geworden. Beispielsweise wie viel Infrastruktur ein neues Wohngebiet benötigt oder dass die Gemeinde die Einnahmen aus der Gewerbesteuer benötigt.

Auch wenn wohl nicht alle mit dem Ausgang des Abends glücklich sind, trägt der Dialog zwischen betroffenen Bürgern und politischen Entscheidern zu mehr Verständnis bei. Und zu mehr Akzeptanz für Entscheidungen des Gemeinderates. Insofern kann man solche Dialoge durchaus als einen wichtigen Beitrag gegen die allgemeine Politikverdrossenheit werten. Wer nun einwendet, dass die Anwesenden nicht einmal zehn Prozent von Gernlindens Einwohnern ausgemacht haben, dem kann man entgegen halten: selbst schuld.

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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