Kommentar:Barrieren sind durchaus sinnvoll

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Die Geschwindigkeit lässt sich durch bauliche Maßnahmen immer noch am besten begrenzen

Von Peter Bierl

Puchheim zeigt Pioniergeist in der Verkehrspolitik. Vor 30 Jahren wurden dort schon verkehrsberuhigte Zonen ausgewiesen und Schwellen in die Fahrbahnen eingebaut. Als manche Bürger zehn Jahre später die Nase voll hatten von den sogenannten schlafenden Polizisten und die Kommune mit ihrer Demontage begann, wurden anderswo im Landkreis diese Barrieren erst entdeckt und akzeptiert.

In der Folge bekam das Wort Schwelle im öffentlichen Diskurs einen negativen Touch. Eben noch versprachen sie Schutz vor Rasern, dann schaffte es die Autofahrerlobby, diese als Lärmquelle zu denunzieren. Schließlich mutierte das Wort Schwelle im Kontext des Engagements für Barrierefreiheit zum Inbegriff des Hindernisses. Nun, da Puchheim sich das löbliche Ziel gesetzt hat, fahrradfreundlichste Kommune des Universums zu werden, sollen auch die letzten dieser Schwellen fallen.

Unverständlich ist, dass die Stadt schon für eine vergleichsweise schlichte Frage ein eigenes Gutachten von einem Planungsbüro erstellen lässt. Man sollte erwarten, dass sich in der Verwaltung der Stadt sowie unter den Stadträten noch genügend Sachverstand findet, um zu beurteilen, ob Barrieren in einer Nebenstraße sinnvoll sind oder nicht und welche Möglichkeiten es gibt. Zumal in der Debatte sowieso alle möglichen Variationen auf den Tisch kamen: Schwelle stehen lassen, Schwelle ersetzen durch ebenerdiges Pflaster oder optische Markierung oder Fahrradfurten einbauen. Allenfalls hätte man einen Experten aus Portugal fragen können, wo es noch richtige Kracher-Schwellen gibt, nicht bloß sanfte Anstiege auf breite Plateaus wie im Musterland der Autoindustrie.

Denn Barrieren sind nach wie vor durchaus sinnvoll. Angesichts der Personalsituation der Polizei werden Tempolimits in Nebenstraßen wie dem Mühlstetter Graben kaum kontrolliert und es gibt jede Menge Radfahrer, die ohne Rücksicht auf Verluste rasen. Tendenz steigend, je mehr Menschen mit dem Fahrrad oder aufgerüsteten Pedelecs und E-Bikes unterwegs sind.

© SZ vom 08.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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