Kommentar:Auf der Suche nach dem großen Wurf

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Der neue Vorschlag setzt der schicksalsergebenen Ruhe in der Debatte ein Ende

Von Stefan Salger

Die Empörung auf der Bürgerversammlung im Brucker Westen war erwartungsgemäß groß, als der bislang unbekannte Plan der Bezirksregierung publik und der Oberbürgermeister prompt zur Rede gestellt wurde. Kein Wunder, dass Stadt und die Fraktionsvorsitzenden bislang kein Interesse hatten, die Sache in der Öffentlichkeit auszubreiten, bevor sie sich intern und in den politischen Gremien damit befasst haben. Denn die Verlegung der Bundesstraße 2 aus dem Stadtzentrum heraus ist das denkbar heißeste Eisen, das die Kommunalpolitik in Bruck zu bieten hat. Und kein Stadtrat will sich da vorschnell aus der Deckung wagen und sich die Finger verbrennen.

Das Dilemma ist bekannt: Entlastet man die Innenstadt vom Durchgangsverkehr, mag dies auch nur formal mit einem Federstrich sein, so bedeutet dies eine Mehrbelastung an anderer Stelle. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Letztlich werden die Politiker nicht umhin kommen, sich profund mit der Materie zu beschäftigen, Experten zu Rate zu ziehen, eine für die ganze Stadt wegweisende Entscheidung zu treffen und diese dann Befürwortern wie Kritikern zu erklären. Und auch wenn sich bei der Bürgerversammlung noch kein Prügelknabe finden ließ, der in die Offensive geht: Die Verlegung der Bundesstraße, ließe sie sich denn bewerkstelligen, wäre nichts weniger als der ganz große Wurf. Nur sie würde der Stadt die Möglichkeiten eröffnen, wieder die Oberhoheit über ihr Zentrum zurückzugewinnen und sich Projekte wie Kreisverkehre, Tempo 30 oder sogar eine Fußgängerzone auf dem Marktplatz nicht nur zu ersehnen, sondern sie anzupacken. Die Spaltung der Innenstadt in eine westliche und östliche Hälfte wäre überwunden. Zudem müsste man sich von überörtlichen Behörden nicht mehr am Gängelband führen lassen - so wie erst kürzlich bei den Plänen für den beidseitigen Gehwegbau an der Augsburger Straße, die bis 2020 in der Schublade verschwinden, weil andere Prioritäten gesetzt wurden. Ob der etwas seltsam anmutende Zickzackkurs durch den Westen wirklich das Gelbe vom Ei ist, sei dahingestellt. Wichtig ist, dass der konstruktive Vorschlag der seit der Beerdigung der Deichenstegtrasse herrschenden schicksalsergebenen Grabesruhe ein Ende setzt.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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