Keine Nachfrage:Projekt gescheitert

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Bewegung hat eine positive Auswirkung bei Krebs. Das belegen Studien. Ein Sportangebot in Bruck stieß jedoch nicht auf Interesse. (Foto: Johannes Simon)

Fürstenfeldbrucker Initiative wollte Erkrankte zum Sport motivieren

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Ihr Ziel war hochgesteckt: Sie wollten Krebskranke dazu motivieren, ergänzend zu ihrer Therapie Sport zu treiben. Denn wie immer mehr Studien belegen, hilft regelmäßige Bewegung dem Körper dabei, die Krankheit zu bekämpfen. Doch inzwischen, rund drei Jahre nach der Auftaktveranstaltung, haben die Initiatoren von "Aktiv gegen Krebs" ihr Projekt für gescheitert erklärt. Dafür gibt es offenbar mehrere Gründe, nicht zuletzt die mangelnde Nachfrage.

Dass Sport den Menschen fit hält, ist keine neue Erkenntnis. Immer mehr Studien belegen allerdings inzwischen auch seine positive Wirkung bei Krebs, egal in welchem Stadium. Bewegung wirkt sich schon günstig bei der Krebsprävention aus. Gleiches gilt für die Zeit während einer Therapie und danach. Diese positiven Auswirkungen auf die weit verbreitete Erkrankung wollten die Initiatoren von Aktiv gegen Krebs, die Medizinerin und Projektmanagerin der Fürstenfelder Gesundheitstage, Maria Leitenstern-Gulden sowie Dieter Sumser von der Frauenklinik Fürstenfeldbruck, unter Betroffenen im Landkreis verbreiten. Und im Verbund mit Medizinern, Sportvereinen, speziell ausgebildeten Trainern und Selbsthilfegruppen für Erkrankte ein möglichst niederschwelliges Angebot aufbauen.

Wie Leitenstern-Gulden nun berichtet, hat sich Sumser als wichtigster Mann des Projekts zurückgezogen. "Ohne einen Arzt, der vor Ort mit den Patienten ist, ist das alles nichts", begründet sie den eigenen Rückzug. Über Sumsers Motive möchte sie nicht öffentlich spekulieren. Er selbst ist zurzeit verreist und nicht erreichbar. Seitens der Kreisklinik erklärte eine Sprecherin: "Herr Sumser ist bis heute sehr engagiert in dieser Thematik und auch die Zusammenarbeit mit der Sportschule Fürstenfeldbruck-Puch besteht weiterhin."

Auch der Brucker Mach-mit-Verein wollte sich an dem Projekt beteiligen. Schon seit 2011 gab es dort eine etwa fünfköpfige Lauf-und-Walk-Gruppe für Brustkrebspatientinnen unter der Leitung von Werner Kull. Nach dem Startschuss für Aktiv gegen Krebs wollte man dieses Angebot ausweiten, berichtet die Vorsitzende Claudia Thurner-Puchert. Doch es meldete sich niemand. Ähnlich verlief es mit den geplanten Kursen speziell für Krebskranke. Thurner-Puchert wollte Gymnastik, Tanz und Yoga anbieten, variierte auch die Zeiten, aber nichts. "Wir haben im Prinzip keinen Kurs zustande gebracht", lediglich einmal einen Yoga-Workshop. Es gebe zwar auch Krebskranke unter den Kursbesuchern. Aber die wollten nicht als solche stigmatisiert werden. "Ich bin nach wie vor der Meinung, das ist ein heikles Thema und die Leute wollen sich nicht outen", vermutet die Vorsitzende. Wie sie sagt, habe sich sogar ein Mediziner aus München nach den Kursen erkundigt. "Die hätten gerne vermittelt, aber da hat sich wohl auch keiner gemeldet." Derzeit bietet der Mach-mit-Verein keine speziellen Kurse für Krebskranke (die Laufgruppe pausiert zurzeit aus anderen Gründen). "Aber wenn wir merken, da gibt's Anfragen, würden wir wieder etwas anbieten", versichert sie.

"Ich habe von Anfang an gewusst, da wird was aufgezogen, was nachher im Sande verläuft", kommentiert Brigitte Balon das Scheitern des Projekts. Die Maisacherin leitet seit 15 Jahren die örtliche Selbsthilfegruppe. An Aktiv gegen Krebs hatte man sich wegen dieser Vorbehalte gar nicht beteiligt. Balons Kritik: Von außen, von oben werde da "was angerissen". Doch es fehle an der Basis, um solchen Initiativen zur Langlebigkeit zu verhelfen. Sie seien sozusagen nicht organisch gewachsen. Die Maisacher Selbsthilfegruppe jedenfalls hat schon vor vielen Jahren selbst eine Feldenkrais-Gruppe initiiert. Die leitet: Dieter Sumser.

© SZ vom 04.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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