Jugend im Landkreis:Kaum Betreuungsbedarf

Lesezeit: 3 min

Für ihren Monatsstammtisch hat die Landjugend einen Nebenraum der Starzelstuben reserviert. (Foto: Manfred Amann)

In Alling gibt es kein Jugendzentrum und auch keinen Streetworker, dafür aber Treffs in Nebenräumen des Rathauses und private Bauwagen. Viele Heranwachsende gehören Gruppen wie "Junge Menschen" an oder auch der Landjugend.

Von Manfred Amann, Alling

Im Nebenbau des Allinger Rathauses haben zwei Jugendorganisationen ihr Domizil. Über den früheren Bauhofgaragen treffen sich die Mitglieder der Jungen Menschen (JM), die sich früher Junge Mannschaft nannten, um sich zu entspannen, zu ratschen, zu spielen, aber auch um sich mit aktuellen Themen und Ereignissen auseinanderzusetzen. Gegenüber dem Sitzungssaal hat sich die Landjugend Alling eingerichtet. Ihr Raum wird aber hauptsächlich als Lager genutzt. Dort wird die Vereinsfahne aufbewahrt und vieles von dem, was für Veranstaltungen gebraucht wird. Zum Beispiel für das bekannte Allinger Pfingstfest, das alljährlich mehr als tausend Besucher anzieht. "In unserem Raum finden aber auch die Vorstandssitzungen statt", so Max Metz bei einem Monatsstammtisch, für den der Nebenraum in den Starzelstuben fest gebucht ist.

Ein weiterer Landjugendverein sorgt in Biburg dafür, dass es den Jugendlichen im Dorf nicht langweilig wird. Die Mitglieder haben ihren Rückzugsraum im Keller des örtlichen Kinderhauses und sind ebenso stolz auf das von ihnen jedes Jahr federführend organisierte große Blütenfest wie die Allinger auf ihr Pfingstfest. "Die Biburger Landjugend richtet aber auch Seniorentreffen oder Kinderfeste aus und hält das Brauchtum hoch", weiß Angelika Reichlmayr (Dorfgemeinschaft Biburg-Holzhausen). Die Referentin der Gemeinde für Bildung und Jugendarbeit lebt in Biburg und ist stolz auf die Dorfjugend, "weil sie sich sehr vielseitig einbringt und dem Nachwuchs eine Heimat bietet". Das Material für den Ausbau der Räume zahlte die Gemeinde. Was die Jugendlichen in ihrer Kreativität daraus gemacht haben, sei "einfach bewundernswert", lobt Bürgermeister Frederik Röder (CSU).

Eine Gemeinde und drei Jugendgruppen, ist da nicht Rivalität zu spüren? "Keinesfalls, ganz im Gegenteil, sie ergänzen sich blendend", schwärmt Röder. Die Landjugendgruppen seien über Jahrzehnte zu wichtigen Stützen des dörflichen Lebens gewachsen und die JM, die als Mitglied beim Kreisjugendring von dessen Programmangebot profitiere, sei eingerichtet worden, um auch den Jugendlichen etwas bieten zu können, die nicht zur Landjugend wollen. "Rivalität oder Konkurrenz, nein, wir gehen auch zu Veranstaltungen der JM und nach Biburg und die kommen auch zu uns", beteuert Andreas Strunz. Mit Daniel Pfeil und Max Altmann ist er sich aber einig, dass es am meisten Spaß macht, mit den Freunden der Allinger Landjugend etwas auf die Beine zu stellen.

"Traditions- und Brauchtumspflege ist uns besonders wichtig", betont Florian Vogt und bekommt sofort Zustimmung vom gesamten Stammtisch mit Hinweisen aufs "Maibaumaufstellen" und die "Fronleichnamsprozession". Auch die älteren Jugendlichen Bernd Killer, Markus Eschbaum und Anton Reischl sehen in der Bewahrung von Brauchtum eine wichtige Aufgabe der Landjugend. "Und die machen das wirklich sehr gut", lobt Michael Metz. Als Gründungsmitglied der Allinger Landjugend ist er "richtig stolz auf die Mannschaft". Spaß haben und zu wissen, dass man gute Freunde trifft, das mache natürlich auch den Reiz aus, Mitglied der Landjugend zu sein, ergänzt Andreas Streidl. Die meisten Jugendlichen sind seit dem 14. Lebensjahr dabei und werden auch dabei bleiben, bis sie verheiratet sind.

Dass gemeinsame Unternehmungen zusammenschweißen und dass man sich dort geborgen fühlen kann, wo man gut zusammenhält, darüber hegt niemand Zweifel. Dies sei in Biburg nicht anders, nur so sei zu erklären, dass es im Dorf keine Probleme mit herumlungernden Jugendlichen gebe, glaubt Reichlmayr. In Alling gibt es laut Röder zwar hin und wieder Ärger mit den JM wegen nächtlichen Lärms, "aber nur schubweise". Immer zur "Mopedzeit", meint der Gemeindechef, wenn wieder ganz Junge nachrücken und nachts ihre Zweiräder starten. "Ich habe Verständnis für die Nachbarn", sagt er, daher werde auch schnell eingegriffen und dann sei auch bald wieder Ruhe.

Jeder Allinger finde in der Gemeinde einen Platz, an dem er sich wohl fühlen könne, glaubt Röder mit Blick auf die vielen Vereine in der Gemeinde, die sich mit ihren Spartenangeboten wunderbar ergänzten. "Wer Tischtennis spielen möchte, kann dies beim ASV Biburg, wer an Handball Spaß hat, geht zum TSV Alling". Viele Jugendliche, egal ob in Alling, Biburg oder Holzhausen, seien wie in Dörfern üblich auch bei der Feuerwehr, beim Schützen- oder Sportverein und da auch gut behütet, findet Jugendreferentin Reichlmayr. Wie Röder, glaubt sie daher, dass die Gemeinde auch weiterhin keinen Streetworker braucht, der Jugendliche aufsucht, die sich in dunklen Ecken herumdrücken.

In mehreren ausgebauten Bauwägen, die laut Röder jedoch auf Privatgrund stehen, werde manchmal zwar kräftig gefeiert, Auswüchse gebe es aber kaum. Die Zugehörigkeit zu mehreren Vereinen führt offensichtlich nicht selten zu Terminüberschneidungen. So sperrt der JM-Vorsitzende Florian Grolik manchmal trotz fester Öffnungszeiten die Räumlichkeiten gar nicht erst auf "weil eh keiner kommt", wenn die Fußballer trainieren oder Schießen angesagt ist. Im Gespräch machen Jugendliche klar, wie wichtig ihnen die Vereine sind. Daher wird stets versucht, jüngere Mitglieder für die Mitarbeit in der Vorstandschaft zu gewinnen. Die JM bieten zudem Themenabende speziell für die Jüngeren ab 14 Jahren. Die Landjugendvereine wiederum versuchen ihren Nachwuchs über ihre Aktivitäten in den Dörfern zu begeistern. Die Biburger laden Kinder zum Beispiel zu Faschingsfeiern ein und die Allinger unterstützen den Kindergarten. So stellten sie im vergangenen Jahr den Kinderhaus-Maibaum aufs und verköstigten die Besucher .

© SZ vom 03.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: