"Jugend forscht":Cäsium im Baum, Hormone in der Pflanze

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Hannah Schnaidt aus Fürstenfeldbruck und der Olchinger Niko Besch haben die Juroren überzeugt und sich für den Landesentscheid des "Jugend Forscht"-Wettbewerbs qualifiziert

Von Marius Scheffelt, Fürstenfeldbruck

Den Wettbewerb "Jugend Forscht" werden einige aus ihrer eigenen Schulzeit kennen. Der Großteil der Schüler kann damit aber nicht wirklich etwas anfangen, naturwissenschaftliche Forschung ist für viele in diesem Alter einfach nicht spannend genug. Anders ist das bei zwei Zwölftklässlern aus dem Landkreis. Sie haben sich im Regionalwettbewerb von "Jugend forscht" durchgesetzt und treten am Wochenende, 19. und 20. März, im Landesausscheid in München gegen andere Nachwuchsforscher aus ganz Bayern an.

Eine davon ist Hannah Schnaidt. Die 18-jährige geht auf das Graf-Rasso-Gymnasium in Fürstenfeldbruck. Ihr Forschungsthema: Die Wirkung menschlicher Hormone auf Pflanzen. In einem zweiwöchigen Ferienpraktikum habe sie ihre Untersuchungen begonnen und die Pflanzensamen in Agarplatten gesetzt, sie sterilisiert und die Hormone hinzugegeben. Anschließend wurde lange beobachtet. "Das war total nervig", gibt die 18-Jährige zu. Die Proben habe sie bei sich im Zimmer aufbewahrt und habe sie jeden Tag fotografieren und dokumentieren müssen.

Das Holz von unterschiedlichen Standorten in Bayern ist unterschiedlich hoch mit Cäsium 137 belastet. Mit diesem Forschungsergebnis setzte sich der Olchinger Gymnasiast Nico Besch beim Regionalwettbewerb durch. (Foto: Günther Reger)

Der Aufwand hat sich aber gelohnt, denn die Schülerin konnte herausfinden, dass die Pflanzen, die mit menschlichen Hormonen behandelt wurden, schneller keimten und ein größeres Wachstum erreichten, als diejenigen, die mit pflanzlichen Hormonen behandelt wurden. Sie konnte so den Beweis erbringen, dass Pflanzen menschliche Hormone aufnehmen und verarbeiten können.

Obwohl die 18-Jährige, die in ihrer Freizeit bei der Freiwilligen Feuerwehr und beim Bayerischen Roten Kreuz engagiert ist, das Thema immer noch interessant finde - für den Sommer hat sie ein Praktikum bei einer Biologieprofessorin der Ludwig-Maximilians-Universität angeboten bekommen - wolle sie nach dem Abitur etwas anderes studieren. "Die Jugend-Forscht-Jurorin wollte mich eigentlich dazu überreden, in die Biologie zu gehen, aber Medizin ist spannender", erzählt sie von ihrem Traumstudium, das sie anstrebt.

Nicht in der Biologie, sondern in der Physik forschte Niko Besch vom Gymnasium Olching. Im Rahmen seines W-Seminars untersuchte er die Cäsium-137-Konzentration in bayerischen Bäumen nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl. Reine Recherchearbeit habe er nicht machen wollen, sondern selbst messen. Schließlich sei er auf das Thema Holz gestoßen. Die meisten Bäume in Bayern wären eben schon vor dem Unglück von Tschernobyl da gewesen und daher für seine Forschung relevant.

Menschliche Hormone regen Pflanzen zu einem schnelleren Wachstum an. Das hat die Brucker Gymnasiastin Hanna Schnaidt herausgefunden. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Als Probematerial habe er sich acht Bananenkisten voller Holz aus dem bayerischen Wald, aus Fürstenfeldbruck und aus Berchtesgaden besorgt, die er zerhackt haben müsse. Das alleine habe zwei Wochen gedauert, habe aber mit am meisten Spaß gemacht. "Da bekommt man den Kopf gut frei." Bei seiner anschließenden Messung ist herausgekommen, dass das Holz von unterschiedlichen Standorten tatsächlich eine unterschiedliche Cäsium-137-Konzentration vorweist. Das sei sehr interessant gewesen zu beobachten. Gerade das Messen sei "cool" gewesen. Außerdem habe man so "gute Ausreden nicht lernen zu müssen." Studieren wolle er trotzdem lieber Maschinenbau. Das "selber machen" liege ihm einfach mehr, meint Besch.

Die beiden Schüler werden am kommenden Wochenende im Verkehrszentrum des Deutschen Museums versuchen, die Jury auch beim Landesausscheid zu überzeugen. "So ein Bundeswettbewerb wäre dann schon noch einmal eine andere Ebene. Spannend wär's", sagt Schnaidt dazu.

© SZ vom 06.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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