Insolvenzverfahren:Hinter den Kulissen

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Für den klammen SC Fürstenfeldbruck geht es in diesen Tagen endgültig um die Existenz. Geld, das ihn retten könnte, fehlt weiterhin. Nun kommen auch noch Personaldebatten auf - angefacht von den Altvorderen im Hintergrund

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Frei gehalten wird seit jeher ein Parkplatz vor dem Brucker Sportzentrum für die SCF-Führung. Um den Präsidenten des im Überlebenskampf befindlichen Klubs ist indes ein Streit ausgebrochen. (Foto: Günther Reger)

Der von der Insolvenz bedrohte SC Fürstenfeldbruck gerät immer tiefer in einen vereinsinternen Streit. Er braucht in diesen Tagen dringend 100 000 Euro, um ein Insolvenzverfahren noch abwenden zu können. Auch ein Abend zur Spendenakquise, den ein selbsternannter "Initiativkreis fußballbegeisterter Unterstützer" um den ehemaligen Vereinspräsidenten Albrecht Huber und die beiden Brucker Stadträte Markus Droth (CSU) und Karl Danke (BBV) initiiert hatte, blieb ohne echtes Ergebnis. Dabei kann keine Rede davon sein, dass mitten im Existenzkampf des Vereins dort an einem Strang gezogen wird. Im Gegenteil: Gerade bringt sich eine Opposition in Stellung, die den amtierenden Präsidenten Jakob Ettner los werden möchte.

Offenbar gibt es mehrere potenzielle Spender, die ein finanzielles Engagement für den ums Überleben kämpfenden Verein von der Demission Ettners abhängig machen und dies nun als Druckmittel einsetzen. Auch Frank Demmer, der in der Vergangenheit mehrmals Vizepräsident des SC Fürstenfeldbruck war, hatte der SZ gesagt, Ehemalige seien bereit, den SCF zu unterstützen, "aber nicht die Führung". Ehrenpräsident Albrecht Huber, der dem SCF zwischen 1996 und 2008 vorstand, bestätigt der SZ, dass "wir ein neues Team bilden wollen". Wer die Protagonisten dieses Teams sein werden, will der 60-Jährige allerdings noch nicht preisgeben. Er selbst gehöre nicht dazu, wolle aber, wenn Team und Konzept stünden, "von der Erfahrung her" Unterstützung leisten.

Albrecht Huber. (Foto: Johannes Simon)

Es lohnt sich ein Blick zurück: Auch vor zwei Jahren hatte sich eine Opposition formiert. Das Team um Andreas Conrad, das überwiegend aus ehemaligen Funktionären bestand, scheiterte beim Versuch, an die Macht zurückzukehren, krachend am Mitgliedervotum. Die nächste Jahreshauptversammlung, bei der turnusmäßig Neuwahlen anstehen, wollen Huber und Co. noch im ersten Quartal dieses Jahres absolviert sehen, sie dringen mit einem Antrag auf einen Termin. Das Ziel ist klar: einen neuen Präsidenten installieren.

Huber sagt: "Mir geht es um den Verein und nicht um Jakob Ettner." In einer E-Mail an den vorläufigen Insolvenzverwalter Oliver Schartl, die Huber zwei Tage nach dem Spendenabend verschickt hatte, liest sich das ein bisschen anders. "Das derzeitige Präsidium (Jakob Ettner, Frau Valier)", schreibt Huber darin, würde "zum jetzigen Zeitpunkt nicht in der Lage" sein, "den Verein nach außen (Mitglieder, Sponsoren, Stadt FFB, Eltern der Jugendabteilung) zu vertreten". Huber bittet in der E-Mail auch um einen Gesprächstermin bei Schartl, zusammen mit Stadtrat Danke - der auch SCF-Mitglied ist. Stadtrat Droth wird darin nicht erwähnt.

Jakob Ettner. (Foto: Günther Reger)

In der vergangenen Woche erreichte die SZ dann ein Brief, der mit "treue Gefährten des SCF" unterzeichnet ist, aber keine Namen enthält. Er ist dem Inhalt nach dem Ettner-Lager zuzuordnen, offenbart viel Detailwissen um die Vorgänge im Verein und berichtet davon, dass "ein ehemaliger Ehrenpräsident" dem SCF ein Darlehen zukommen lassen möchte - unter der Bedingung, dass Ettner sein Amt sofort niederlege. "Der SCF bekommt wieder ein Darlehen und wieder und wieder wird alles unter den Teppich gekehrt", warnen die Verfasser. Gemeint ist Hans Hahn, der sein Amt als Ehrenpräsident im Dezember aus Verärgerung zurückgegeben hatte. Nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub bestätigt er der SZ am Freitag, dass er "einen gewissen Betrag als zinsloses Darlehen zur Verfügung stellen würde". Er nennt 30 000 Euro, weitere 20 000 Euro wolle er noch sammeln. Er sei "Idealist", betont er, der das alles für die SCF-Jugend mache. Hahn, von 1988 bis 1992 Präsident des SCF und später Ehrenpräsident, hatte dem Verein schon häufiger Geld gegeben. 2012 stellte er 70 000 Euro als Darlehen bereit, dessen Rückzahlung Ettner beim Stand von etwa 55 000 Euro einstellte. Der finanziell auch damals schon angeschlagene SCF war damit auf einen Schlag einen größeren Kostenblock los. Hahn hatte vorgesorgt, Mitglieder des damaligen Vereinspräsidiums als Bürgen eingesetzt und den Betrag von diesen zurückgefordert.

Hahn betont von sich aus, dass "es mit Jakob Ettner nicht funktioniert. Es hat es sich mit allen verdorben. Es gibt keinen, der hinter ihm steht". Er sei überzeugt, dass das Team, das sich nun geformt habe, auch gewählt werde. Man könne Ettner dann ja "einen schönen Abgang" bereiten.

Wer also hat das Sagen in diesem Verein, der nächstes Jahr seinen 100. Geburtstag feiern möchte? Seit vielen Jahren leiten die Ehrenpräsidenten aus ihrem Amt, das laut SCF-Satzung zum Vorstand gehört, einen Arbeitsauftrag für die Zukunft ab. Sie sind die Schattenmänner. Auch im März 2014, noch vor Ettners Wahl zum Vereinschef, waren es Hahn und Huber, die wieder einmal Einblick genommen hatten in die SCF-Bücher und am Ende langfristige Verbindlichkeiten in Höhe von 150 000 Euro öffentlich machten. Gewählt oder im Amt bestätigt wurden sie als Ehrenpräsidenten nie, sie sind einfach da und leiten aus dem Ehrenamt das Recht auf Akteneinsicht und Mitsprache ab. Hahn war damit im Dezember jedoch am vorläufigen Insolvenzverwalter gescheitert. Dieser hatte ihn daran erinnert, dass er "nicht in Organstellung" sei und deshalb kein Einsichtsrecht in den Betriebsprüfungsbericht des Finanzamtes habe.

Das Finanzamt Fürstenfeldbruck hatte dem SCF im vorigen Herbst nach einer Betriebsprüfung die Gemeinnützigkeit für die Jahre 2010 bis 2013 entzogen. Die geforderte Steuernachzahlung von etwa 220 000 Euro machte einen Insolvenzantrag notwendig. Der vorläufige Insolvenzverwalter hatte eine erste Frist gesetzt, wonach bis zum 31. Januar 100 000 Euro auf einem Treuhandkonto eingegangen sein sollten - als Verhandlungsbasis für einen Vergleich mit den Hauptgläubigern. Erst danach kam es zum von Huber organisierten Treffen. Bis zum 28. Februar soll der Verein dem Vernehmen nach noch Zeit haben, das nötige Geld beizubringen. Gelingt dies nicht, wird Schartl das Insolvenzverfahren über den SCF eröffnen.

Mittlerweile entstanden laut Stadtrat Markus Droth auch zwei Elterninitiativen, die Geld sammeln wollen. Droth ist der Meinung, dass "die für das finanzielle Desaster Verantwortlichen" von damals ihren Beitrag leisten müssten. Einige von ihnen waren an dem Spendenabend anwesend, von den Organisatoren angesprochen wurden sie nicht. Mögliche Pläne, Ettner abzulösen, verurteilt Droth. Man müsse Ettner auch weiterhin in die Vereinsarbeit einbinden, fordert Droth: "Er bringt sehr viel Herzblut mit und hält den Verein auch mit privatem Geld am Laufen. So geht man nicht mit Leuten um!"

Am Dienstag ist der SCF noch einmal Thema im Finanzausschuss des Stadtrats. Die Stadt soll, falls die 100 000 Euro als Verhandlungsbasis für einen Vergleich zusammenkommen, zu Lasten der Steuerzahler auf einen Teil der nachgeforderten Summe verzichten. Sollte der Verein gerettet werden, kündigt Droth schon jetzt an, ihm als Mitglied beizutreten - "um künftig zu wissen, was da läuft". Auch Karl Danke könnte sich künftig mehr vorstellen - beispielsweise als Beisitzer im Vorstand.

© SZ vom 17.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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