Gute Nachricht für Cineasten:Der Vorhang hebt sich wieder

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Im Oktober öffnet das Brucker Lichtspielhaus mit einem Interimsbetrieb. Jeweils an den Wochenenden wird Betreiber Markus Eisele dort ausgewählte Arthouse-Filme zeigen - ein Genre, von dem er einiges versteht

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Lange mussten sich die Brucker Kino- und Kulturfans gedulden, es wurde gestritten, gewartet, diskutiert. Jahrelang. Im März dann hat die Stadt entschieden, dass das Lichtspielhaus künftig von der IG Kultur gemeinsam mit dem Münchner Kinomacher Markus Eisele betrieben wird. Danach wurde es wieder still. Doch nun hat Eisele bekannt gegeben, dass das Kino bald, genauer gesagt am 27. Oktober, wieder eröffnet - also zumindest ein bisschen.

Da noch nicht alle Umbauarbeiten abgeschlossen sind, wird es während der Wintersaison erst einmal einen Interimsbetrieb geben, jeweils von Freitag bis Sonntag, insgesamt neun Vorstellungen pro Woche. "Als ich das Kino damals zum ersten Mal gesehen habe, war ich überrascht, wie gut es noch da steht", sagt Eisele, der gemeinsam mit Christian Pfeil unter anderem das Münchner Monopolkino und das Arena Filmtheater betreibt. Damit gerechnet, dass er so schnell anfangen kann, habe er dennoch nicht. "Aber die Stadt gibt jetzt richtig Gas bei den Arbeiten." Nach dem Winter sollen von April an dann die letzten Umbauarbeiten passieren. Im Herbst 2018 möchte Eisele dann mit dem regulären Betrieb beginnen.

Geplant ist, dass an sechs Tagen Kino gibt, den siebten Tag bespielt die IG Kultur. "Es soll ein Ort für die Veranstaltungen sein, für die das Veranstaltungsforum zu groß, ein Nebenraum in einer Gaststätte aber zu klein ist", sagt Eisele. Mehr als einen Tag die Woche sei so etwas aber nicht machbar, wenn man das Lichtspielhaus wirtschaftlich führen wolle. Und das ist es ja, was die Stadt möchte: Dass das alte Kino kein Defizitbetrieb wird, den man bezuschussen muss. Auch glaubt Eisele, dass das Interesse gar nicht viel größer sei. Er geht sogar davon aus, dass ein Teil der Veranstaltungen der IG in irgendeiner Weise mit einer Filmvorführung zu tun haben, die man gemeinsam organisiert.

Jahrelang wurde über die Zukunft des denkmalgeschützten Gebäudes diskutiert, nun rückt die Wiedereröffnung näher. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Rechtlich sind Eisele und die IG dabei nicht verknüpft. Beide haben jeweils einen Mietvertrag direkt mit der Stadt über die Zahl ihrer Betriebstage. Eine enge Verbindung gibt es dennoch, Eisele kennt den Vorsitzenden der IG, Richard Bartels, schon lange gut. Vor zwei Jahren habe dieser erstmals bei Eisele angefragt. Allerdings seien er und sein Partner Pfeil damals gerade mit zwei anderen Kinos beschäftigt gewesen. Als Bartels dann zu Jahreswechsel 2016/17 noch einmal angefragt habe, sei die Situation ruhiger gewesen. "Da habe ich gesagt, dass ich mir das mal anschaue", so Eisele, der schnell überzeugt war.

Programmatisch hat er eine klare Vorstellung von dem, was künftig im Brucker Lichtspielhaus zu sehen sein soll. "Wir bleiben bei der Nische, in der wir uns auskennen, dem Arthouse-Kino. Wir wollen keine Mainstream-Filme zeigen". Damit sehe er sich auch nicht als Konkurrenz für die bestehenden Kinos in Bruck und dem Rest des Landkreises. Dennoch erwartet er einen gewissen Gegenwind. Sorgen macht er sich allerdings nicht, mit dann insgesamt fünf Kinos habe man schon eine gewisse Marktmacht, mit der man sich behaupten könne. "Ich denke wir haben ein gutes Standing bei den Verleihern und sitzen im Zweifelsfall am längeren Hebel."

Filme zum Bundesstart wird es in Bruck allerdings eher nicht zu sehen geben. "Die muss man sieben Tage die Woche zeigen, damit man sie überhaupt bekommt", erklärt der Kinomacher. Deshalb will er im Lichtspielhaus die Filme zeigen, die in seinen Münchner Kinos bereits gut beim Publikum angekommen sind. Die Tatsache, dass er bereits mehrere Kinos betreibt, sieht er als Hauptgrund dafür, dass er den Zuschlag für das Lichtspielhaus bekommen hat. "Wir können einige Synergien nutzen. Ein Einzelbetreiber kann ein Einzelsaalkino heute kaum mehr wirtschaftlich betreiben."

Der Geltendorfer Markus Eisele ist Mitbetreiber von vier weiteren Kinos, unter anderem des Monopols in München. (Foto: Carmen Voxbrunner)

19 000 Besucher im Jahr brauche man, um wirtschaftlich rentabel zu werden, so die Rechnung Eiseles. Während des Interimbetriebs und im ersten regulären Jahr sei das freilich nicht zu erreichen und auch gar nicht das Ziel. In dieser Zeit sollen die Leute das Kino erst einmal kennen lernen. Danach wolle er aber möglichst schnell dort hinkommen. "Ansonsten kann man das natürlich nicht auf Dauer halten." Die Miethöhe sei im Vertrag mit der Stadt gestaffelt - je mehr Besucher, desto höher die Miete.

Um die Menschen ins Lichtspielhaus zu locken, will Eisele nicht nur ein hochwertiges Programm bieten, auch das Haus und der Saal sollen attraktiv werden. Die Zahl der Sitze wird von 260 auf 180 reduziert, es wird eine Bühne für den Verein eingebaut. Im hinteren Teil soll eine Art Lounge entstehen, mit Sesseln, Sofas und Tischen für Getränke - und mit nur einem geringen Aufpreis. Die Getränke gibt es an der neuen Bar, die Eisele gerade plant. Sie soll eine offene Verbindung vom Eingangsbereich in den Saal haben und so für eine ganz besondere Atmosphäre sorgen.

© SZ vom 05.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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