Germering:Zwei Spitzenorchester

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Gemeinsame Probe: Junge Musiker aus München und Taipei bereiten sich auf ihre gemeinsamen Konzerte vor. (Foto: Veranstalter)

Musiker aus Bayern und Taiwan spielen gemeinsam

Von Anja Brandstäter, Germering/Sankt Ottilien

"One, two, three:" Ben Chia-Fu Yu hebt den Taktstock und schon setzt das junge Orchester an und spielt die "Rhapsody of Taiwan". An diesem Nachmittag treffen die taiwanesischen Musiker zum ersten Mal auf das Jugendsinfonieorchester Attacca der Bayerischen Staatsoper. Es geht sofort zur Sache: Die Orchestermitglieder betreten den zum Probensaal umfunktionierten Pfarrsaal der Kirche Sankt Franziskus in Giesing, setzen sich auf ihre Plätze und spielen. Musikalische Talente aus Taipeh und aus München sitzen nebeneinander, teilen sich Notenständer und folgen den englischsprachigen Anweisungen des Dirigenten. Es herrscht höchste Disziplin. Denn die Probenzeit ist begrenzt, am Wochenende spielen die Orchester gemeinsam zwei Konzerte in Germering und Sankt Ottilien.

Abigail, Angel und Sophie sind mit ihren elf Jahren die Jüngsten im Taipei Philharmonic Youth Ensembles Type. Die Jugendlichen sind begeistert von ihrer Reise nach Deutschland. Um in das renommierte Jugendorchester zu kommen, ist größtes Können Voraussetzung. Die Altersgrenze liegt bei achtzehn Jahren. Für die Deutschlandtournee haben die Teenager viel geprobt: " jeden Sonntag Nachmittag", verrät Abigail. Ihre dreizehnjährige Schwester Evelyn ist bereits Konzertmeisterin.

Anastasia, Johanna, Rurika und Ayano sind vierzehn Jahre alt und spielen Violine im Jugendorchester der Bayerischen Staatsoper. "Vor zwei Wochen haben wir die Noten bekommen", verraten die Mädchen. "Wir proben jeden Samstag drei Stunden lang." Der Kontrabassist Valentin, 14, erzählt: "Es macht so viel Spaß. In meiner Schule gibt es kein gescheites Schulorchester. Deswegen habe ich versucht, die Aufnahmeprüfung für Attacca zu bestehen und es geschafft."

"Ich bin euer deutscher Dirigent und komme aus Spanien", begrüßt Armando Merino die jungen Musiker. Er ist einer der drei Dirigenten, die das Programm "Symphonic Express" mit den Jugendlichen einstudieren und zur Aufführung bringen werden. Zusammen mit Paul Bo-Hung Liu und Ben Chia-Fu Yu hat er Werke von Tschaikowski, Offenbach, Strauss Sohn, Glinka, taiwanesische Volkslieder und die Eigenkomposition "Rhapsody of Taiwan" von Ben Chia-Fu Yu zusammengestellt.

An diesem ersten Probentag noch nicht dabei ist Lorenz Chen. Der deutsch-taiwanesische Geiger wird als Solist Tschaikowskis Violinkonzert D-Dur op. 35 spielen. Der 24-Jährige ist in der Musikbranche kein Unbekannter. Er war Schüler von Julia Fischer, studiert jetzt bei Ana Chumachenco, gewann den Henri-Marteau-Violinwettbewerb 2017 und war Semifinalist und U21-Sonderpreisträger beim ARD-Wettbewerb 2017 in München.

Am Ende der Orchesterarbeit stehen zwei Konzertabende auf dem Programm. Was allerdings bereits im Vorfeld gelungen ist, ist der interkulturelle Austausch junger Menschen aus zwei sehr unterschiedlichen Ländern. Reisen, Ortswechsel, fremde Kultur - ein Blick über den eigenen Tellerrand. Für 2020 ist ein Gegenbesuch geplant.

"Symphonic Express", Konzerte von Type und Attacca, Samstag, 7. Juli, von 15 Uhr in der Erzabtei Sankt Ottilien, Eintritt frei, und am Sonntag, 8. Juli, von 17 Uhr an in der Stadthalle Germering, Karten gibt es ab 12 Euro bei Münchenticket

© SZ vom 05.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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