Germering:Wenn es am schönsten ist

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"Nur in Ausnahmefällen" treten Martin Kälberer (l.) und Werner Schmidbauer derzeit zusammen auf, so wie am 19. März in St. Maximilian. (Foto: Günther Reger/Günther Reger)

Werner Schmidbauer und Martin Kälberer auf Abschiedstournee

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Bei Werner Schmidbauer kam so etwas wie Wehmut auf. Martin Kälberer war nach der Pause beim Konzert in der restlos ausverkauften Germeringer Stadthalle zunächst allein auf die Bühne gekommen und hatte ein längeres Intro am Klavier gespielt. "Hinter dem Vorhang beobachtete ich Martin und dachte an die vergangenen gemeinsamen 21 Jahre", sagte Schmidbauer. "Da denke ich, Glück g'habt." Die große Fangemeinde des Musikduos klatschte ihm lauten Beifall, wusste sie doch, dass jetzt das gleichnamige Lied kam. Auch in Germering, ein Ort der Abschiedstournee von Schmidbauer und Kälberer, feierten die Besucher ihre Lieblinge begeistert.

Seit 1994 treten der Songschreiber Schmidbauer und Kälberer, der die Texte instrumental virtuos umsetzt, zusammen auf. Häufig holten sie noch einen Dritten hinzu, wie den Sizilianer Pippo Pollina, mit dem sie zusammen eine lange "Südentour" mit einem großen Finale in der Arena von Verona im August 2014 bestritten haben. Doch auch das Duo alleine sorgt jederzeit für einen kompakten Sound. Für ihre Abschiedstournee haben sie sich Ideen bei einem Besuch in Istanbul geholt. "Überall ist dort musiziert worden", erzählte Schmidbauer. Martin habe sich umgehend eine Trommel gekauft und sich dazugesellt. "Vier Tage haben wir uns durch die Stadt gespielt", so Schmidbauer. Zuhause haben sie anschließend das Lied "Istanbul" komponiert. Kälberer begleitet den singenden Kollegen am Klavier. Dann stellen die beiden ein Instrument vor, das Schmidbauer vor zwölf Jahren entdeckt hat. Das Hang, das aussieht wie ein Wok mit Deckel und 2000 von Schweizern erfunden wurde. Es "vereint Rhythmus, Melodie, Harmonie", erläutert Schmidbauer. Wenn Kälberer es spielt klingt es wie eine Mischung aus Trommel, Klangschale und Gong. Mit "Wo bleibt die Musik", mit der unüberhörbaren Kritik an sozialen Netzwerken, wenn es heißt "sie vermüllen uns auf Facebook unser Hirn", swingt der Saal mit und schließlich schicken die Künstler ihr Publikum in die Pause.

Wieder auf der Bühne erklärt Schmidbauer, warum das Duo in eine "kreative Pause" geht. "Wir haben uns nicht gestritten", versicherte er den Fans in Germering. Die Entscheidung sei schon seit einem Jahr gereift. Schmidbauer erinnerte sich an die gemeinsame Zeit vor 21 Jahren, als sie an seinem Heimatort Bad Aibling im Duschl-Bräu vor 60 Besuchern gespielt haben und sich der Erfolg nur langsam einstellen wollte. Schon damals haben sich die beiden gesagt, dass sie einmal aufhören werden, wenn sie auf der Höhe sind. "Wenn' am schönsten ist", so Schmidbauer und das sei jetzt nach 21 Jahren der Fall. Inzwischen sind sie im gereiften Alter angekommen. Schmidbauer ist 54 und Kälberer 48 Jahre alt. Die kreative Pause gönnt sich jedoch nur Schmidbauer. Martin Kälberer, der Multiinstrumentalist und Arrangeur der Lieder wird in einem Jazz-Trio mit dem Namen Le Bang Bang & Kälberer mit Stefanie Boltz und Sven Faller weiterspielen. Musik könne man bei ihm nicht so einfach abschalten, erklärt Kälberer. Seine Schaffenskraft ist enorm: Zwei CDs mit Instrumentalstücken hat er gerade fertiggestellt.

An diesem Abend beweisen beide noch einmal, dass sie sich kongenial ergänzen. Hier der Poet und dort der Musiker, der kaum ein Instrument nicht beherrscht. Schmidbauer ist zudem ein charmanter Erzähler. Er redet von seiner Zeit als er 1982 mit 21 Jahren spontan als Windsurflehrer nach Kenia ging. Dort sei auch das "Strandlied" entstanden, das das Duo zwölf Jahre später ins erste Bühnenprogramm aufgenommen hat. Damals wollte er drei, vier Wochen in Kenia bleiben, es wurde ein Jahr. Schmidbauer geht übergangslos zu seinem Jungseniorenalter über mit dem Refrain "Vergiss nicht, aufgegeben wird erst ganz am Schluss." Dann singt er "Lass uns feiern", das Liebeslied an seine Frau und lobt sich selbst: "Ganz wenige Männer trauen sich das zu in der Mitte einer Beziehung." Bei "Mandela" kritisiert er die "verlorene Fähigkeit in der Gesellschaft, zu den Alten aufzuschauen, wenn sie wie Nelson Mandela etwas Gutes gemacht haben." Dafür gibt es Beifall und ganz besonders für die Zugabe, die Schmidbauer/Kälberer-Hymne "I bleib steh". Nach Kenia will Schmidbauer auch in seiner Auszeit reisen. Auch Frankreich und Indien hat er als Reiseziele in der Planung. Doch erst einmal ziehen sie bei ihrer Abschiedstournee noch bis zum Sommer rastlos durch die Republik.

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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