"Ihr Film in Bewegung" wirbt das neue Germeringer Cineplex-Kino eher harmlos. Dahinter verbirgt sich jedoch einiges. Die "D-Box Motion Seats" versprechen "Kino in der vierten Dimension", wie der Kinobetreiber es voraussagt. Von 4 D, was immer das sein soll, war bei der 16 Minuten langen Testvorführung der Wackelsitze jedoch noch nichts zu spüren, weil die Testfilme im normalen 2-D-Format gezeigt wurden. Doch Germering ist plötzlich weltweit in die Pole Position gerückt, gehört das Kino mit 28 Plätzen zu den wenigen Filmtheatern auf diesem Globus, die so etwas anbieten.
Die richtige Wirkung erreichen die Rüttelsessel sicherlich erst bei einem 3-D-Film. Bei "Star Trek" fliegt der Besucher mit durchs All. Bei "Der Polarexpress" fährt er mit im Zug, legt sich links und rechts in die Kurve oder stürzt mit ihm in den Abgrund. Bei "Terminator IV", einem Film der Sorte "Geschmackssache", rüttelt es ihn beim brutalen Todeskampf der maschinellen Drohnen aus Motorrädern, Autos oder Flugobjekten kräftig durch. Jeder Besucher kann neben dem Stuhl für sich persönlich die passende Rüttel- und Schüttelstufe aus drei verschiedenen Einstellungen wählen. Schwindelig wurde es dem Autor im Motion Seat in den 16 Testminuten nicht. Da hat er auf dem Oktoberfest im 3-D-Kino schon ganz anderes erlebt. Ein anderer Tester klagte nach der Vorführung über Rückenschmerzen.
Die Motion-Seats passen natürlich vor allem zu Actionfilmen. "Bei einem Liebesfilm hat man ja auch keine Bewegung", erklärte Cineplex-Theaterleiter Michael Riedlberger salopp und schmunzelte. Dafür erntete er bei den anwesenden Frauen schallendes Gelächter. Königsbrunn und Germering wären die einzigen Kinos in Süddeutschland, die dieses Angebot offerieren. Im neuen Germeringer Kinocenter sind im großen Kinosaal 14 Sitze mit programmierten Bewegungen ausgestattet. Ein weiterer Saal hat sieben Sitze und einer wird demnächst auch noch mit sieben Plätzen eingerichtet. Sechs Euro extra muss der Kinobesucher für einen Wackelsitz bezahlen. "Der Preis ist durchaus beachtlich", sagte Riedlberger, aber seiner Meinung nach stimme das Preis-Leistung-Verhältnis. Jedenfalls sei das bisherige Feedback der Kinobesucher positiv.
Die Investition der Kinobetreiberfamilie Rusch aus Aichach in Motion-Seats, die aus Kanada angeliefert worden sind, ist ebenso beachtlich. "5000 Euro kostet jeder Sitz", bestätigt Riedlberger. Dazu muss noch ein Betrag für die Programmierung entrichtet werden. Da bisher nur 330 Sitze weltweit in den Kinos mit diesen Sesseln ausgestattet sind, erwartet Riedlberger zunächst einen nicht geringen Geldbetrag, den sich die Kinos teilen müssen. "Jede Frequenz muss extra programmiert werden , da steckt zum Beispiel beim Zweistundenfilm ,Terminator' ein Riesenaufwand dahinter", so der Kinochef. Doch der Aufwand scheint sich zu lohnen. Trotz Sommerferien und heißem Wetter zeigte sich Riedlberger mit dem bisherigen Besuch "völlig zufrieden". Am vergangenen Samstag und Sonntag, als das Wetter einen Kinobesuch nahelegte, wurden 800 und 900 Besucher gezählt. "Wir werden in der nächsten Woche schon den Zehntausendsten Besucher begrüßen können", kündigte Riedlberger an.