Buchillustrator Herbert Lentz:Virtuose der Fantasien

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Der Germeringer Künstler Herbert Lentz gehörte zu den bedeutendsten deutschen Kinderbuchillustratoren seiner Zeit. Eine Ausstellung in Germering erinnert nun an das Werk des Malers, das weit mehr umfasst als die kleinen Zeichnungen

Von Florian J. Haamann, Germering

Etwa 250 Kinderbücher hat Herbert Lentz illustriert, einige davon stammen von Otfried Preußler (Foto: Günther Reger)

Es war seine Frau, die Herbert Lentz damals, Anfang der Sechzigerjahre, zu seinem Glück gezwungen hat. Begeistert von seinen Illustrationen, aber nicht ganz glücklich mit dem Umstand, dass er sich als freier Künstler durchschlug, ging sie mit seinem Werken zu einem Münchner Verlag. Dort war man ebenfalls davon begeistert - und stellte Lentz als Kinderbuchillustrator ein. Selbst wäre er nie auf die Idee gekommen, erzählt seine Witwe Karin Lentz, "dafür war er immer viel zu bescheiden". In den Folgejahren, bis zu seinem Tod am 30. März 1985, zeichnete er die Bilder für etwa 250 Bücher und wurde zu einem der bedeutendsten Illustratoren seiner Zeit. Unter anderem gestaltete er einige Bücher von Otfried Preußler. Eine Ausstellung im Germeringer Museum anlässlich seines 30. Todestags zeigt 17 seiner Gemälde, vor allem aus den letzten Lebensjahren und natürlich auch eine Vielzahl von Illustrationen.

Die gezeigten Bilder machen deutlich, wie vielseitig Lentz als Künstler war. Es gibt nahezu keine Technik, mit der er nicht gearbeitet hat. Sei es Schabkarton, Öl- und Acrylmalerei, Radierung oder Mischtechnik. Und auch stilistisch war er äußerst vielseitig. So finden sich Bilder in der Tradition der Alten Meister ebenso wie fotorealistische Werke. "In den letzten Jahren waren allerdings vor allem die Alten Meister seine große Liebe", erzählt Karin Lentz, die die Ausstellung organisiert hat. Es ist die neunte Einzelausstellung, die sie nach dem Tod ihres Mannes geplant hat - und es soll die letzte sein, sagt die 79-Jährige.

Der große Schatz dieser Ausstellung sind aber nicht unbedingt die wirklich sehenswerten, einfallsreichen und technisch perfekten Gemälde, sondern die mehr als hundert Originalzeichnungen von Lentz' Illustrationen, die in sieben Aktenordnen und zwei großen Mappen zu sehen sind. Genau wie die meisten großen Gemälde stehen sie zum Verkauf - zu einem Preis zwischen fünf und 35 Euro. Egal ob als Geschenk für Kinder und Enkel oder einfach um Erinnerungen an die eigene Jugend wachzurufen, diese kleinen, meist leichtfüßigen Kunstwerke sind eine wahre Freude. Vielleicht entdeckt der ein oder andere sogar Malereien aus Büchern, die er früher selbst gelesen hat.

Die Auswahl der Motive der gezeigten Gemälde ist genauso breit gefächert wie alles andere in Lentz' Werk: Eine tote Krähe, eine zerrissene Cola-Dose, ein Selbstporträt, ein Stillleben mit Golftasche, Fischerhütten. Diese Hütten von 1960 sind das einzige frühe Gemälde, das gezeigt wird. In kräftigen Farben, dick aufgetragen, zeigt es einen Strand bei Nacht, mit einem roten Boot und mehreren Gebäuden. "Von dieser Zeit wollte er später nicht mehr viel wissen. Es war eine Phase des Suchens. Nach Farben und Formen", erinnert sich Karin Lentz. Umso spannender ist es, diesen Weg im Kontrast zu den späten Werken hängen zu sehen. Am anderen Ende des Spektrums steht zwei Abbildungen von Trampolinen. Auf den ersten Blick wirken sie wie Fotografien, erst eine Betrachtung aus der Nähe enttarnt sie als Acrylmalereien.

Bevor er 1960 nach München und drei Jahre später nach Germering zog, war der 1919 in Michelbach geborene Lentz zehn Jahre lang Kunsterzieher im Schwarzwald. In dieser Phase lernte er Karin Lentz kennen. "Er war damals überhaupt nicht zufrieden mit dem, was er gemacht hat, und wollte einfach etwas anderes tun", sagt Karin Lentz, die selbst als Sportlehrerin gearbeitet hat. Sein Handwerk hat er von 1941 bis 1944 nach einer Ausbildung zum Kaufmann, dem Wunsch seiner Eltern, als Meisterschüler der Kunsthochschule Karlsruhe gelernt. Für sein künstlerisches Werk wurde er 1984 von seiner Heimatstadt Germering mit dem Kunstpreis geehrt.

Die Perfektion die in den nun ausgestellten Werken zu sehen ist, ist typisch für Lentz' Arbeitsweise. "Egal ob bei seinen Bildern oder bei den Illustrationen. Wenn er nicht absolut zufrieden war und alles gepasst hat, dann war es für ihn nicht fertig. Jede Bewegung, jedes Tier musste realistisch sein", sagt Karin Lentz. Das hat dazu geführt, dass er oft ein Vierteljahr für ein Kinderbuch gebraucht hat. Viele der Illustrationen hat er nicht einfach nur gemalt, sondern als Holzschnitt gefertigt. "Er hat immer gesagt, dass er gar nicht so sehr an die Kinder denkt, sondern dass die Bilder zuerst einmal ihm gefallen müssen", erinnert sich Karin Lentz.

Die Herbert-Lentz-Ausstellung im Zeit-Raum Museum Germering ist noch bis zum 12. Juli jeweils sonntags von 10 bis 16 Uhr zu sehen.

© SZ vom 20.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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