Germering:Unmut auf Versammlung der Bürger

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Gespannt verfolgen Teilnehmer der Germeringer Bürgerversammlung die Diskussion um einen geplanten Hotel-Neubau. (Foto: Johannes Simon)

Ein Ideenwettbewerb soll Vorschläge dazu machen, wie ein Hotelbau neben der Germeringer Stadtbibliothek aussehen könnte. Etliche Besucher kritisieren das und lehnen ein großes Gebäude an dieser Stelle ab

Von Andreas Ostermeier, Germering

Einen Vorgeschmack auf die kommenden politischen Auseinandersetzungen in Germering hat die Bürgerversammlung am Montag geboten. Hauptstreitpunkt war eine mögliche Bebauung des Marktplatzes neben der Stadtbibliothek. Etliche Besucher der Versammlung, unter ihnen Vertreter des Grünen-Ortsverbandes, machten in Wortmeldungen deutlich, dass sie insbesondere die Errichtung eines größeren Hotels an der Ecke Landsberger/Untere Bahnhofstraße ablehnen. Das hatten die Mitglieder der Grünen-Fraktion auch schon im Stadtrat erkennen lassen.

Anlass der Kritik ist der Text, den die Stadt als Grundlage für einen Ideenwettbewerb veröffentlicht hat. Darin ist die Rede von einem Hotel mit 120 Betten und Tagungsräumen. Die Gegner eines Hotelbaus monierten, dass diese Vorgaben die zu erwartenden Beiträge für eine Gestaltung des Stadthallen-Umfeldes einschränkten. Stadtbaurat Jürgen Thum bemühte sich, diesem Eindruck zu begegnen. Wettbewerbsteilnehmer müssten nicht genau diese Vorgaben einhalten, sagte er, vielmehr seien die Angaben als Leitlinien zu betrachten. Die Stadt sei auch für andere Ideen offen, das wüssten die Teilnehmer.

Die Kritiker überzeugte das nicht. Gisela Trinkwitz sagte, auch Quadratmeter-Angaben fänden sich im Internet, so solle der Tagungsbereich 600 Quadratmeter umfassen. Bei einer solchen Größe sei das Hotel keine Ergänzung zur Stadthalle, sondern eine Konkurrenz, schlussfolgerte sie. Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) zeigte sich überrascht. Er wisse nichts von derartigen Angaben im Auslobungstext, sagte Haas und bat um die Gelegenheit, diese Aussagen prüfen zu können. Grünen-Ortssprecher Ralph Rückerl erinnerte Haas an das Bürgerbegehren aus dem Jahr 2008. Damals wandten sich die Germeringer mit großer Mehrheit gegen eine Bebauung neben der Stadtbibliothek. Der Oberbürgermeister solle sich des Risikos bewusst sein, dass sich eine Niederlage für das Vorhaben des Stadtrats wiederholen könne.

Haas versicherte, dass noch keine Entscheidung gefallen sei. Mitte Januar befasst sich nach Aussage des Oberbürgermeisters ein Preisgericht mit den beim Ideenwettbewerb eingereichten Vorschlägen. Im Februar oder März will Haas die prämierten Entwürfe der Öffentlichkeit vorstellen. Dann könne sich jedermann selbst ein Bild machen, sagte der Oberbürgermeister und fügte an, dass der Ideenwettbewerb auch dazu führen könne, von den Vorstellungen für ein Gebäude neben der Stadtbibliothek Abstand zu nehmen.

In seinem Rechenschaftsbericht war Haas bereits vor der Diskussion auf die Stadtentwicklung eingegangen. Schwerpunkt war dabei der Umbau des Kleinen Stachus, der mit der Freigabe des Platzes für den Verkehr am 30. Oktober abgeschlossen wurde. Haas bedankte sich bei den Germeringern für deren Geduld, schließlich dauerten die Arbeiten rund sechs Wochen länger, als vorgesehen, und waren mit einer kompletten Sperrung der fünfarmigen Kreuzung verbunden. An die Zuhörer richtete der Oberbürgermeister die Bitte, sich Zeit zu nehmen, um sich an die Umgestaltung zu gewöhnen.

Dass diese Bitte durchaus nötig ist, zeigte sich in der Diskussion. Ingeborg Paechnatz berichtete, dass sie sich als Fahrradfahrerin jetzt beim Überqueren des Platzes schwer tue. "Die Radler sind komplett vergessen worden", warf sie Haas vor. Der versicherte, dass die Radler weder von den Kommunalpolitikern, noch von den Fachleuten vergessen worden seien. Haas räumte jedoch ein, dass er Paechnatz' Kritik auch schon von anderen Fahrradfahrern gehört habe. Allerdings gebe es auch Germeringer Radler, die sich sehr positiv über den Umbau geäußert hätten, sagte Haas.

© SZ vom 02.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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