Polizeieinsatz im Schusterhäusl:Überraschung auf dem Weg zur Party

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Weil sie Rauschgift-Konsum im "Schusterhäusl" vermutet, kontrolliert die Germeringer Polizei die Besucher einer Geburtstagsfeier und nimmt sechs Gäste vorläufig fest. In der Gaststätte hält man das Vorgehen für völlig überzogen.

Von Sebastian Mayr, Germering

Rund vier Stunden lang hat die Polizei am Freitagabend auf Straßen, die zum Schusterhäusl führen, und am Germeringer Bahnhof kontrolliert. Bei einer Party, die dort stattfand, hatten die Beamten mit hohem Drogenkonsum gerechnet. Vor allem aber befürchteten sie, dass sich eine sogenannte Goa-Szene etablieren könnten, bei der verbotene Substanzen in großen Mengen eingenommen werden. Im November hatte es schon einmal eine Goa-Party gegeben, von der die Polizei erst jetzt erfuhr. Die Gaststätte weist die Vorwürfe zurück.

Es habe sich um eine private Feier mit harmlosen und gut gelaunten Gästen gehandelt. Bei den Kontrollen wurden sechs Personen vorläufig festgenommen, weil sie gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen hatten und kleine Mengen von Drogen mit sich führten. Nach Polizeiangaben handelte es sich dabei um "szenetypische Partydrogen" wie Haschisch, Marihuana und die synthetischen Drogen Amphetamine, Ecstasy und MDMA im einstelligen Grammbereich. Mengen, die für den Eigenkonsum während der Party gedacht waren, vermutet Andreas Ruch, stellvertretender Leiter der Germeringer Polizei.

Die Polizeikontrolle war angekündigt, viele Besucher haben davon gewusst

Weil Kontrollen schon im Voraus von der Polizei angekündigt worden waren, hätten viele Partybesucher davon gewusst. Wäre es anders gewesen, hätten wohl mehr von ihnen Drogen bei sich gehabt, nimmt der Polizist an. Doch auch so seien die Kontrollen ein Erfolg. "Wir haben unterbunden, dass bei einer Veranstaltung Drogen konsumiert werden konnten, wie es geplant war", erklärt Ruch. Eine Goa-Szene werde nicht entstehen, wenn die potenziellen Besucher wüssten, dass sie nicht ungestört seien.

Nach Angaben der Polizei war die Feier als Goa-Party geplant gewesen. Auf dem Flyer, der dazu einlädt, ist zwar von einer Geburtstagsparty die Rede. Ruch vermutet dahinter aber einen Vorwand. Etliche der Besucher, die von der Polizei kontrolliert wurden, hätten gar nicht gewusst, wer da Geburtstag feiere. Zudem seien auf Facebook über 1000 Personen dazu eingeladen gewesen. Veranstaltungen mit mehr als 200 Teilnehmern müssen genehmigt werden. Eine solche Genehmigung war bei der Stadt aber nicht beantragt worden. Die Polizei verbot die Party. Nachdem die Ankündigungen im Internet entfernt worden waren, fand die Veranstaltung als private Geburtstagsfeier mit rund 100 Gästen statt.

Bei Goa-Partys, die nach einer Region in Indien benannt sind und auf die Hippie-Bewegung zurückgehen, wird psychedelische elektronische Musik gespielt. Die Goa-Szene gilt als "für Betäubungsmittel durchaus empfänglich", so Ruch. Man kenne die einschlägigen Personen, die schon öfter mit Drogen in Berührung gekommen seien. Nach ihnen habe man bei den Kontrollen Ausschau gehalten.

Die Polizei wäre anderswo besser aufgehoben, heißt es aus der Gaststätte

Man habe bei der Polizei bereits schmunzeln müssen, als man erfahren habe, wer für die Veranstaltung verantwortlich sei. Im Schusterhäusl findet man, die Polizei sei weit über das Ziel hinausgeschossen. "Wir sind nicht begeistert, dass man unsere Gäste so behandelt", heißt es. Die Partybesucher seien völlig harmlos gewesen und hätten friedlich gefeiert, auch wenn die Lautstärke der Musik "etwas verstörend" gewesen sei.

Man kenne die Veranstalter, die aus der Region stammten und würde die Räume auch wieder an sie vermieten. Würden die Vermutungen der Polizei zutreffen, hätte man die Gäste gar nicht eingeladen. Die Ankündigung, die Besucher zu kontrollieren, spreche sich schnell herum, schrecke Gäste ab und sorge für schlechteren Umsatz. Natürlich wünsche man sich keinen Drogenkonsum im Schusterhäusl, heißt es aus der Gaststätte. Dennoch: "Die Polizei wäre anderswo besser aufgehoben, als Jagd auf kleine Konsumenten zu machen."

Die Polizei hatte von der Party nur durch eine Zufall erfahren: Bei einer routinemäßigen Überprüfung eines Wohnsitzes war der Aufbau bemerkt worden.

© SZ vom 17.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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