Ahmed gab als Dirigent das Kommando. Die Klasse 3 c der Theresen-Grundschule in Germering hatte sich mit Trommeln und Rasseln ausgestattet, um die feierliche Öffnung des gewonnenen Spieleschranks, um den ein rotes Band gespannt war, mit einem Tusch zu begleiten. Doch Oberbürgermeister Andreas Haas musste erst einmal warten, bis sich alle Fotografen in der Turnhalle einen passenden Platz gesucht hatten. Der neunjährige Ahmed setzte dann zum dritten Mal an und animierte zunächst die Mitschüler zu trommeln, was das Zeug hielt. Der gleichaltrige Kaan setzte jedes Mal mit einem Beckenschlag den Schlusspunkt - den Tusch. Haas schnitt schließlich das rote Band durch und der Spieleschrank öffnete sich.
Ganz oben lagen unter anderem das Kreativspiel "Activity", das Kartenspiel "Halli Galli" und eine Ausgabe von "Monopoly". Die Grundschule hat gleich mehrere Spielschränke bei einem bundesweiten Wettbewerb gewonnen, für jedes Stockwerk einen. Oben auf dem Schrank standen auch noch ein Spiel-Windrad und ein Feuerwehrauto mit langer Leiter zum Ausfahren. Die sollen die Kinder möglichst zum Experimentieren anregen.
Warum Monopoly dabei war, konnte niemand so richtig beantworten. Sollen sich Grundschüler schon frühzeitig mit Geldgeschäften beschäftigen? Sollen sie lernen, wie man Schulden macht, wie man ganze Straßen aufkauft und mit Grundstücken und Häusern spekuliert? Den 400 Grundschülern war dies am späten Dienstagmorgen egal. Schulleiterin Monika Lassak hatte ihnen versprochen, dass in den letzten beiden Schulstunden an diesem Dienstag Spieletag ist.
Zuvor hatten die Buben und Mädchen alle ihre Aufgaben bravourös erfüllt. Haas und die anderen Ehrengäste, die sich in der Mitte der Turnhalle aufgereiht hatten, wurden sicherlich seit Jahren nicht mehr so begeistert begrüßt. Der Oberbürgermeister hatte den Kindern noch mit auf den Weg gegeben, dass es beim Spielen dazu gehöre, zu verlieren und zu schummeln. Schummeln sei jedoch nicht günstig, weil die anderen es schnell merkten. Zur Einstimmung hatten dann alle, animiert durch Lehrerin Natali Quetzuweit, das Theresen-Grundschullied angestimmt. "Theresen-Grundschule Scha-la-la-la, Ja so heißen wir, wir sind so stolz auf unseren Namen", schallte es durch die Halle.
Lehrerin Elfriede Hilmer und Sozialpädagogin Silvia Piott legten dann - nicht unbedingt in Kindersprache - dar, warum spielen gut ist. Das hätte die "Neurowissenschaft", so Hilmer, also die Hirnforschung, herausgefunden. Spielen fördere die Konzentration, die Kommunikation, die Teamarbeit, die Kreativität und das logische Denken. Die Kinder nahmen diese Erläuterungen gefasst hin, lieber war ihnen das Motto, das zukünftig an der Theresen-Grundschule gelten soll: "Spielen macht Schule und Spielen macht schlau."
Die Germeringer Schule hat zusammen mit anderen 200 Schulen in Deutschland die Spielutensilien gewonnen. Zu verdanken haben es die Kinder Elfriede Hilmer und Silvia Piott, die offenbar ein erfolgreiches Spielkonzept zum Wettbewerb eingereicht hatten.
Gespielt wird natürlich nicht immer, schließlich sind die Grundschüler keine Kindergartenkinder mehr. So müssen die Buben und Mädchen auch noch ihren Schulstoff bewältigen. "In den Förderstunden kann gespielt werden oder im Vorkurs Deutsch, aber auch in den Regenpausen und in der Mittagsbetreuung", erklärten Hilmer und Piott. Großes Geraune der Kindern ging durch die Halle, als an der Leinwand das Bauernhofspiel gezeigt wurde. Die aufkommende Lust mit den Gebäudeteilen und den Tierfiguren spielen zu wollen, war allseits spürbar. Nach der Veranstaltung schwärmten die Grundschüler dann auch sofort in ihre Stockwerke aus, um die gewonnenen Spiele gleich auszuprobieren.