Germering:Tennis vor unsicherer Zukunft

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In der Alterlasse U14 bei den Mädchen kommt es an diesem Mittwoch zum Schwesternduell zwischen Sophia (im Bild) und Stella Jurina. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der TC Unitas-Germering richtet noch einmal ein großes Jugendturnier aus - bevor er sich im Herbst wohl auflöst

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Tennisspielerin Sophia Jurina hat gerade ihr Viertelfinal-Match auf dem Unitas-Tennisplatz an der Germeringer Schmiedstraße souverän mit 6:0 und 6:3 gewonnen. Große Freude strahlt die 13-jährige Schülerin vom TC Kreuzlinger Forst Germering trotzdem nicht aus. "Es ging gut", sagt sie lediglich. Sie wirkte schon wieder konzentriert, weil sie in eineinhalb Stunden schon wieder ran muss, dann auf der Anlage des TC Eichenau. Dann geht es um den Einzug ins Finale im Turnier der Altersklasse 14 beim Parsberg-Cup. Es ist die inzwischen 26. Auflage dieses renommierten Jugendturniers des TC Unitas-Germering. Auch diesmal kommen die Teilnehmer von weit her - aus Berlin, Fulda oder Mannheim.

Der Zuspruch ist enorm, so dass auch auf den Vereinsanlagen in Alling, Eichenau, Puchheim und am Kreuzlinger Forst die Vorrunden ausgetragen werden. 213 Teilnehmer in den Altersklassen von der U 10 bis zur U 18 machen den Parsberg-Cup zu einem der größten Jugendturniere in Bayern. "Kurz vor Meldeschluss stand das Telefon nicht mehr still", berichtet Turnierleiter Dominik Hirsch. 40 Anmeldungen sind in einer halben Stunde per Telefon und Email noch reingekommen. Was Hirsch besonders freut, ist die Zunahme bei den Mädchen, viele Jahre ein Sorgenkind aller Tennisveranstalter. Mädchen hielten sich vom Wettkampftennis fern. Die Turnierfelder in den Altersklassen waren kaum voll zu bekommen. Manche Wettbewerbe mussten ganz abgesagt werden. "Auf einmal geht es wieder", gibt sich auch Hirsch überrascht. So meldeten sich im vergangenen Jahr nur fünf Mädchen in der U 12 an. Hirsch zufrieden: "Diesmal waren es 15 Mädchen." Insgesamt spielen 63 Mädchen mit, eine Steigerung um 18 weibliche Tennisspielerinnen.

Mit dabei ist Sarah Happach, die für den TC Puchheim spielt. Die mit 1,80 Meter groß gewachsene 18-jährige Schülerin hat in der U 18 gerade ihr Viertelfinale gewonnen. "Groß ist im Tennis von Vorteil", sagt Happach schmunzelnd. Beim Parsberg-Cup hatte sie sich gar nicht so viel vorgenommen. "Ich wollte einfach mitspielen und schauen", sagt Happach erfreut, dass sie nun im Halbfinale steht. Sarah Happach ist erblich vorbelastet, was das Tennisspielen angeht. Ihre Mutter Elke Happach sorgte einst schon beim TC Puchheim für Furore. "Da gab es bei uns keinen anderen Sport", erzählt die Tochter, die die Fachoberschule absolviert hat und jetzt noch die allgemeine Hochschulreife anstrebt. Tennis ist das Hobby von Sarah Happach. Dreimal die Woche trainiert sie dafür. Kürzlich ist sie mit der Puchheimer Frauenmannschaft in die Landesliga aufgestiegen. Nach einem Zweisatzsieg im Halbfinale steht sie nun sogar im Finale.

Es wird 2018 Anfang August noch einen Parsberg-Cup beim TC Unitas geben, danach läuft nach 50 Jahren der Pachtvertrag des Tennisclubs an der Schmiedstraße aus. "Der Vertrag und die Kündigungsfrist ist um zwei Monate bis Oktober 2018 verlängert worden", erläutert Werner Cröniger, der Vorsitzende vom TC Unitas. Eine kleine Hoffnung hat Cröniger noch, dass es vielleicht doch noch weitergeht mit seinem Verein. Hat doch die Stadt Germering vorerst beschlossen, dass auf dem Gelände keine andere Nutzung als die bisherige stattfinden darf. "Das sind aber nur Spekulationen", sagt Cröniger. Stand heute wird der Tennisclub mit seinen hundert Mitgliedern, darunter etwa 60 Kinder und Jugendliche im Herbst 2018 aufgelöst. Die Mitglieder haben die Möglichkeit sich in Germering entweder dem TC Kreuzlinger Forst oder der Tennisabteilung des SV Germering anzuschließen. Der Parsberg-Cup wird, das steht schon fest, vom TC Kreuzlinger Forst ausgerichtet. Dort ist auch Turnierleiter Dominik Hirsch Jugendleiter.

Sophia Jurina hat es bis ins Finale geschafft. Das lag sicherlich auch daran, dass sie ihren Aufschlag wesentlich verbessert hat. "Bis vor zwei Monaten habe ich noch ohne Druck aufgeschlagen", erzählt Sophia. Sie gehört zum Jugendkader des Bayerischen Tennis-Verbandes (BTV) und hat Träume. "Tennisprofi wäre cool", sagt sie. Im Finale des U14-Turniers kommt es nun an diesem Mittwoch zu einem Match gegen ihre elfjährige Schwester Stella, die nämlich ebenfalls das Endspiel erreicht hat. Mutter Andrea Jurina freut das natürlich, aber sie hat vor dem Schwesterduell auch etwas Angst. "Zu wem halte ich?", fragt sie ungläubig. "Wir wollen doch Frieden in der Familie." Lieber ist ihr, wenn sie beim Turnier den Fahrdienst für ihre Töchter macht und für die gute Laune zuständig ist.

© SZ vom 02.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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