Germering:Standort-Kritik

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Stein des Anstoßes: Auf dieser Grünfläche würde die Stadt Germering gerne ihr Mehrgenerationenhaus verwirklichen - zum Leidwesen viele Anwohner. (Foto: Günther Reger)

Ein Mehrgenerationen-Wohnhaus finden die meisten Germeringer bei einer Info-Veranstaltung gut. Der mögliche Standort Pappelpark stößt auf Vorbehalte. Auf der Grünfläche kommen Alt und Jung zusammen:

Von Julia Kiemer, Germering

Beim Thema "Mehrgenerationenwohnen" sind sich die Germeringer so gar nicht einig, vor allem was den Standort betrifft. Und das ist deutlich zu sehen und zu hören bei einem entsprechenden Informationsabend zum Thema am Montagabend im Amadeussaal der Stadthalle Germering. Die Stadt und der projektunterstützende Verein haben geladen, um über das Projekt "Mehrgenerationenwohnen" aufzuklären, aufmerksam zu machen und zu informieren, aber auch frühzeitig einen möglichen Standort bekannt zu geben. Anwesend sind dafür unter anderem die Ansprechpartner Oberbürgermeister Andreas Haas und Antje Hausmann vom Verein "Miteinander Füreinander Mehrgenerationenwohnen in Germering", der von den am Projekt interessierten Bürgern gegründet wurde. Das Ziel des Vereins ist es, in Germering ein kultur- und generationsübergreifendes Wohnprojekt zu fördern.

Seit einiger Zeit beschäftigt das Thema die Stadt Germering. Vor rund vier Jahren wurde der Bedarf an neuen Wohnformen in Germering festgestellt. Konkret ist damit die Notwendigkeit eines Mehrgenerationenhauses gemeint. Im Juli 2013 begann man die Bürger über das Projekt und die Suche nach einem geeigneten Grundstück zu informieren. Da Interessenten eine fachliche Beratung benötigen, wurde der Verein Urbanes Wohnen München Anfang 2014 zum Projekt hinzugezogen. Ein passendes Grundstück zu finden gestaltete sich aber schwer, wollte man möglichst ein privates Grundstück verwenden. Schlussendlich ergab sich ein möglicher Standort auf städtischem Grund - die Grünanlage an der Pappelstraße. Geplant ist einen Teil des Parks an die GBW AG, eine Wohnungsgesellschaft, zu veräußern, die Eigentümerin eines bebauten Grundstücks neben dem "Pappelpark" ist. Die GBW AG würde dieses Grundstück in das Projekt miteinbringen und somit als Investor fungieren.

OB Haas betonte jedoch, dass eine Entscheidung bislang nicht getroffen sei. Die heutige Gesellschaft werde sich demografisch wandeln, die Altersgruppen der Bevölkerung verschieben sich, es werde immer mehr ältere Menschen geben. Eine gute Antwort darauf sei das Aufbauen von verbindlichen und verlässlichen Nachbarschaften, wo sich alle Altersgruppen, von jungen Familien bis hin zu den Senioren, gegenseitig unterstützten.

Genau das sei das Prinzip des Mehrgenerationenwohnens, erklärte Sabine Wenng von der Koordinationsstelle Wohnen im Alter. Idealerweise seien je ein Drittel der Bewohner junge Familien, Paare oder Alleinstehende mittleren Alters und Senioren. Bislang gibt es bereits erfolgreiche Mehrgenerationenhäuser in Regensburg und Aschaffenburg. Bei den Anwesenden stieß vor allem der mögliche Standort auf große Kritik. Man sei empört, wie wieder ein Stück Grünfläche "zerstückelt" und die Umwelt zerstört werde, empörte sich ein Herr. Ein Mitglied der neu gegründeten Bürgerinitiative zur Rettung des Parks kritisierte die Vorfestlegung auf einen Standort und forderte Alternativen. Ein anderer forderte mehr Einbindung in die Entscheidungsfindung, das Zupflastern der Grünräume sei keine Lösung. Die Bedenken zum Standort sind groß, besonders die Anwohner wollen den geliebten "Pappelpark" nicht verlieren. Denn laut diesen sei der Park sowohl von Kindern als auch von älteren Menschen seit Generationen stark genutzt. OB Haas sowie die anderen Ansprechpartner betonten, dass man definitiv offen für Alternativen sei und sich nicht festlegen möchte, es jedoch zurzeit keine anderen Optionen gäbe.

Die geäußerte Kritik richtete sich größtenteils gegen den Standort, an sich sei das Projekt eine tolle Sache, die jedoch noch reifen müsse, so ein Teilnehmer. Einige wollen die Realisation des Mehrgenerationenhauses, aber nicht am geplanten Standort. Bisweilen rede man nur, betonte Sozialreferent Herbert Sedlmeier. Man werde weiter im Gespräch mit der GBW AG bleiben und weitersehen, ob eine Änderung des Bebauungsplans an der Pappelstraße überhaupt möglich ist. Der Standort sei durchaus vorstellbar, wenn alle Fragen geklärt seien, erklärte OB Haas. Im Zuge dieser Veranstaltung wolle man sich aber auch den Meinungen der Bürger stellen und diese diskutieren.

© SZ vom 29.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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