Germering:Sozialdienst macht knapp 100000 Euro Minus

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Die beiden Vorstände Ingrid Neubauer und Georg Sedlmeier (von links) werden vom neu geschaffenen Aufsichtsrat entlastet. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Für das Jahr 2015 hofft der Vorstand auch aufgrund des neuen Pflegegesetzes auf eine bessere Bilanz

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Der Germeringer Sozialdienst hat das Jahr 2014 mit einem Defizit von 97 000 Euro abgeschlossen. Das teilte Vorstand Georg Sedlmeier bei der Mitgliederversammlung mit. Aufgrund von Fachkräftemangel im Bereich der ambulanten Pflege musste im vergangenen Jahr eine Tour geschlossen werden, was erhebliche Einnahmeverluste zur Folge hatte. Höhere Personalkosten und Forderungsverluste trugen ebenfalls zum Minus bei. Das Jahr 2015 könnte finanziell viel positiver verlaufen, weil auch mit höheren Pflegesätzen zu rechnen ist. Insgesamt bewegt der Sozialdienst etwa 2,3 Millionen Euro an Einnahmen und ebenso viel an Ausgaben.

Die Veränderung der Vereinsstruktur im vergangenen Jahr mit der Installierung eines Vorstandes und eines Aufsichtsrates hat auch zu einer anderen Buchführung geführt. Die Bilanz wird jetzt von einer externen Steuerkanzlei erstellt und wurde auch von dieser bei der Versammlung vorgetragen. Das erhebliche Defizit 2014 hat auch damit zu tun, dass der neue Vorstand Rückstellungen in Höhe von 37 000 Euro für bereits geleistete Überstunden gebildet hat, die in die Gewinn- und Verlustrechnung Eingang gefunden haben. "Da haben sich jede Menge Überstunden angesammelt, die wir auch irgendwann bezahlen müssen", erklärte Sedlmeier. Auch sogenannte betagte Forderungen in Höhe von fast 15 000 Euro wurden als Forderungsverlust ausgebucht. "Das sind Forderungen an frühere Patienten, die nicht mehr einzutreiben sind", so Sedlmeier.

Die Einarbeitung von neuen Mitarbeiterinnen in Leitungspositionen der Geschäftsführung oder der Pflegedienstleitung erhöhte 2014 ebenfalls die Personalkosten. Der neue Aufsichtsrat unter dem Vorsitzenden Hans-Joachim Lutz segnete die Arbeit des Vorstandes ab. Neben Georg Sedlmeier gehören diesem noch Ingrid Neubauer, die gleichzeitig den Pflegedienst mit 50 Mitarbeiterinnen leitet, und Sabine Brügel-Fritzen an. Sie war zuvor Mitarbeiterin der langjährigen Geschäftsführerin Sonja Thiele gewesen und kümmert sich jetzt um die laufenden Geschäfte des Sozialdienstes. Dem Tätigkeitsbericht des Vorstandes ist zu entnehmen, dass der Sozialdienst immer noch ein großes Rad dreht. Von "TiPi", der Tagesbetreuung in Privathaushalten, dem Tageseltern-Service und "Opstapje", einer aus den Niederlanden stammenden Idee, Eltern, Alleinerziehende oder Familien mit Migrationshintergrund praktische Unterstützung in der Förderung ihrer Kinder zu geben, bis zur Mittagsbetreuung an der Kerschensteinerschule reicht die Bandbreit des Sozialdienstes. Jede Menge Projekte werden darüber hinaus noch betrieben. Hauptstandbein ist die ambulante Pflege. Die leidet weiterhin unter Personalmangel. "Die geschlossene Tour konnten wir im Juli dieses Jahres wieder einrichten", berichtete Sedlmeier erleichtert. Trotzdem bleibe das Personalproblem in der ambulanten Pflege bestehen.

An das neue Pflegestärkungsgesetz knüpft der Sozialdienst Hoffnungen, finanziell bald wieder besser dazustehen. In der Pflegeversicherung wurde zusätzlich eine Pflegestufe Null eingefügt. "Die gilt für alle, nicht nur für demente Menschen", erläuterte Ingrid Neubauer, die bei der Versammlung die Änderungen vorstellte. 104 Euro würden jetzt monatlich in der Tagespflege bezahlt. "Für Menschen mit erhöhtem Bedarf, also mit Weglauftendenz sogar 208 Euro", so Neubauer. Seit Anfang 2015 können auch Leistungen der Tages- und Nachtpflege neben der ambulanten Pflegeleistung oder dem Pflegegeld in vollem Umfang in Anspruch genommen werden. Das gilt für Pflegebedürftige, die Zuhause wohnen, aber zum Teil tagsüber oder in der Nacht in einer Einrichtung betreut werden. Je nach Pflegestufe werden hier 231 bis 1612 Euro monatlich direkt von der Pflegekasse mit dem Pflegedienst oder einer Pflegeeinrichtung, wie dem Sozialdienst, abgerechnet. Pflegegeld erhalten aber auch der Versicherte oder die Person die den zu Pflegenden alleine betreut. In der Pflegestufe null sind das 123 Euro und in der Stufe drei "mit dauerhaft eingeschränkter Alltagskompetenz", wie es jetzt heißt, 728 Euro pro Monat.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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