Germering:Renaissance der Bälle

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Nach Jahren des Niedergangs erfreuen sich Faschingsveranstaltungen mit Tanz in Kostüm oder Verkleidung wieder einer großen Beliebtheit. Ausverkaufte Säle sind ein Indiz dafür

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Faschingsbälle, also jene Veranstaltungen mit Kostüm und Verkleidung, sind im Landkreis eher dünn gesät, aber die Beliebtheit scheint wieder größer zu werden. So gab es in diesem Jahr sogar eine Premiere: Erstmals fand in Germering wieder ein größerer Faschingsball statt. Nach wie vor gibt es auch Traditionsveranstaltungen wie den Brucker Awo-Ball oder den Emmeringer Sportlerball. Wieder belebt wurde der Weiberfasching der Brucker Heimatgilde. In einigen Großgemeinden im östlichen Landkreis, wie Puchheim oder Gröbenzell, fehlt offenbar die Faschingstradition. Auch im ländlichen Westen des Landkreises haben sich bis auf Mammendorf die Faschingsmuffel ausgebreitet.

Auch in Hattenhofen hatte der Faschingsball der örtlichen Vereine eine jahrelange Tradition. Vor fünf Jahren wurde er mangels Resonanz eingestellt. "Bis 2016 gab es dann noch einen Schwarz-Weiß-Ball", erinnert sich Viktoria Eberl-Stefan vom Gasthaus Eberl. "Den Kinderfasching gibt es aber noch bei uns." Im Bürgerhaus Mammendorf ging es dagegen zu Weiberfasching und einen Tag später beim Burschenfasching hoch her. "Do pfeift da Straps", nannte der katholische Burschenverein seine Veranstaltung.

Die Stadt tanzt: Wie hier im Veranstaltungsforum Fürstenfeld bleiben in vielen Orten die Tanzflächen nicht leer, wenn im Fasching zu Bällen eingeladen wird. Lust an der närrischen Zeit scheinen wieder mehr Menschen zu verspüren. (Foto: Günther Reger)

Der Weiberfasching in Fürstenfeldbruck war für viele Jahre von der Bühne verschwunden. Vor vier Jahren nahm sich dann die Brucker Heimatgilde diesem wieder an. "Der Wunsch war immer wieder an uns herangetragen worden", erzählt Gildemeister Daniel Brando. "Wir haben es dann angepackt und nicht bereut." Am vergangenen Donnerstag fand der fünfte Weiberfasching in der Marthabräuhalle statt. Wieder kamen 250 Frauen und hatten ihr Vergnügen mit einer Partyband und einem Künstler. "Das war kein Stripper", versicherte Brando. Aufgetreten ist ein Rhönrad-Akrobat.

Um den Weiberfasching kümmert sich vor allem auch die Frauen-Union. So in Eichenau in der Friesenhalle - diesmal zum Thema "Viva Espana". Auch die Germeringer Frauen-Union feierte im kleineren Amadeussaal der Stadthalle erneut mit etwa 200 Frauen unter dem Motto "Traumschiff". "Total ausverkauft" bilanzierte FU-Vorsitzende Gaby Pichelmaier auch dieses Jahr wieder zufrieden. Die Unterpfaffenhofener Burschen wagten sich mit dem "Upfinger Fasching", also der Wiederbelebung des Germeringer Faschings, sogar in den großen Saal in der Stadthalle. Die Resonanz überraschte die Macher: 600 Gäste kamen, zahlten 15 Euro Eintritt und erlebten einen vergnüglichen Abend mit viel Musik, Polonaise und mit dem Olchinger Männerballett, das "Tutti Frutti" parodierte. Die Stadthalle selbst war Mitveranstalter gewesen. "Wir hatten bereits 550 Karten im Vorverkauf über München-Ticket abgesetzt", erzählt Stadthallenchefin Medea Schmitt. So waren sicherlich auch viele Münchner beim Faschingsball dabei. "Es besteht noch Luft nach oben, aber wir werden das nächstes Jahr auf jeden Fall weiterführen."

Hat den Weiberfasching wiederbelebt: Daniel Brando von der Brucker Heimatgilde. (Foto: Johannes Simon)

Guido Amendt, seit vielen Jahren Hofmarschall der Faschingsgilde Olching, vernimmt ein wachsendes Interesse am Fasching. "Gerade in diesem Jahr ist das spürbar", sagt Amendt, der im Fasching viel herumkommt. Die Bälle wären besser besucht gewesen als sonst und auch die Außenveranstaltungen wie das Faschingstreiben im Brucker Westen würden zunehmen. Ein Dauerbrenner ist der Awo-Faschingsball. Da besonders viele ältere Bürger kommen, beginnt die Veranstaltung im Brucker Stadtsaal bereits nachmittags um 14 Uhr. Auch in Gernlinden veranstaltet das örtliche Vereinskartell nicht nur den Faschingszug, sondern auch jedes Jahr seinen Faschingsball im Bürgerzentrum. "Der war wieder ausverkauft", sagt Christina Rüffer, Verwaltungsangestellte im Bürgerzentrum. Auch der "legendäre Sportlerball", wie der FC Emmering seine Faschingsveranstaltung ankündigt, hat seit vielen Jahrzehnten seinen festen Platz im Faschingsprogramm im Landkreis. "Wir waren in vier Stunden ausverkauft", berichtet Robert Bauer, der Pressesprecher der Emmeringer Fußballer.

1200 Karten waren im Nu weg gewesen. Der Sportlerball, der in der Amperhalle und im Bürgerhaus stattfindet, ist der größte Faschingsball im Landkreis. Die Veranstaltung zieht vor allem jüngeres Publikum an. Bauer sicher: "Der Ball ist bei der Jugend Kult." 70 Fußballer aus allen Herrenmannschaften würden mithelfen, dass alles gelingt. Bis vor einigen Jahren veranstaltete der Verein auch noch einen Rosenmontagsball. "Da kamen zuletzt nur noch 400 Gäste, das hat sich nicht mehr gelohnt", so Bauer.

© SZ vom 25.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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