Germering:Profiflötist besucht Schüler

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Stefan Temmingh hat zahlreiche Blockflöten mitgebracht und erklärt den Schülern die Unterschiede. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Stefan Temmingh bringt Jugendlichen sein Instrument nahe

Von Felix Schulz, Germering

Normalerweise ist Stefan Temmingh ein anderes Publikum gewohnt. Der 38-jährige Südafrikaner ist nämlich ein bekannter Blockflötist, der im vergangenen Jahr den "Echo Klassik" in der Kategorie "Instrumentalist" entgegennehmen durfte. Doch an diesem Tag füllt er keinen großen Konzertsaal, sondern das Klassenzimmer 250 im Max-Born-Gymnasium, wo Musiklehrerin Anna Hoffmann eine sechste Klasse unterrichtet. Der Grund für Temminghs Auftritt vor den etwa 30 Schülern ist die Initiative "Rhapsody in School" des Pianisten Lars Vogt. Das Projekt ermöglicht es Schülern in ganz Deutschland renommierte Künstler hautnah zu erleben.

Die Unruhe legt sich langsam und verstummt vollends, als Temmingh das Mundstück seiner Blockflöte ansetzt. Mit dem schwungvollen Stück "Engels Nachtegaeltje" von Jacob von Eyck gelingt es ihm sofort, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Die Schüler müssen teilweise grinsen, teilweise schauen sie einfach nur mit großen Augen dem Flötisten bei seinem Spiel zu. Nachdem er aufgehört hat, stellt er sich kurz vor und erkundigt sich bei den Schülern, wer denn schon alles mal Blockflöte gespielt hätte. Einige Hände gehen in die Höhe, viele senken sich aber wieder auf die Frage, wer zurzeit ein Instrument spielt. "Ich habe mit sieben Jahren angefangen, Blockflöte zu spielen. Der Unterschied ist nur, dass ich nie damit aufgehört habe", erklärt Temmingh mit einem Lächeln.

Auf einem Flügel liegen mehrere Blockflöten, die in ihre zwei beziehungsweise drei Teile zerlegt worden sind. Der Flötist bittet nacheinander Schüler darum, eine der Flöten zusammenzubauen. Wenn die Komponenten der Flöten ordnungsgemäß zusammengefügt worden sind, spielt er darauf ein Stück und erläutert die Feinheiten und Unterschiede zu den anderen Blockflöten.

Im Klassenzimmer sitzt auch Bernhard Pieper. Der Dozent für Volkswirtschaftslehre an der International University Bad Honnef (IUBH) arbeitet als Ehrenamtlicher für Rhapsody in School: "Für mich bietet klassische Musik Erfüllung und innere Bereicherung. Ich will mit meiner Arbeit Kinder dazu anregen, sich faszinieren zu lassen." Die Initiative, bei der inzwischen mehr als 300 Künstler mitwirken, hat seit 2005 bereits mehr als 1000 Schulen und damit mehr als 33 000 Schüler erreicht.

Nachdem alle Flöten wieder im Ganzen auf dem Flügel liegen, bietet Temmingh den Schülern an, ihre Fragen zu beantworten. So erzählt er, dass er aus einer musikalischen Familie aus Kapstadt kommt und schon in fast allen Ländern Europas sowie in Hong Kong und den USA gespielt habe. Ob er berühmt ist, wisse er aber nicht genau. Allerdings gehöre er zu den wenigen Blockflötisten auf der Welt, die von ihrer Musik leben könnten.

Als sich die Schulstunde dem Ende neigt, bekommt jeder Schüler unter Jubelrufen eine handsignierte Autogrammkarte. Um 10.35 Uhr ertönt der Stundengong, und während sich das Klassenzimmer wieder zügig leert, verstaut Temmingh seine Flöten in einem Koffer: "Solche Veranstaltungen machen mir immer Spaß. Die Kinder sind so neugierig und man hat an den sehr erwachsenen Fragen heute gemerkt, dass sie gut vorbereitet waren."

Die Musiklehrerin Anna Hoffmann zeigt sich indes sehr zufrieden mit dem Ablauf der Stunde: "Es ist schön, dass so ein Musiker einfach im Klassenzimmer vorbeikommt. Sogar die Skeptiker hatten in der Pause noch ein Leuchten in den Augen."

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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