Germering:Poetische Verwechslungen

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Sir Tobey (Florian Daxer, rechts) und Malvolio (Moritz Rath) sind nicht die besten Freunde. (Foto: Privat)

Max-Born-Gymnasium inszeniert Shakespeare

Von Christoph Kaindl, Germering

Ein Flügel kann nur als Flügel verwendet werden? Was für ein absurder Gedanke! Bei der Aufführung von Shakespeares "Was ihr wollt" durch Schüler des Max-Born-Gymnasium dient das Instrument als Tanzfläche, Gefängnis - und einmal übergibt sich sogar ein Schauspieler hinein. Seine ursprüngliche Funktion erfüllt es zusätzlich: Immer wieder spielt eine Schülerin auf den Flügel. Sie habe ihn wegen der von Shakespeare beabsichtigten Musikalität des Stückes und wegen seiner guten Eignung als Requisite auf die Bühne gebracht, erzählt Christiane Adeli, die Leiterin des Theaterprojekts. Seit Anfang des Schuljahres hat sie mit ungefähr 150 Schülern für die Aufführung geübt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Die Wellen rauschen bedrohlich zu Beginn des Stückes. Untermalt durch den Flügel bewegen sich große blaue Plastikfolien auf und ab. Inmitten des tosenden Meeres befinden sich ein Kapitän und Viola. Sie haben soeben vor einer fremden Küste Schiffbruch erlitten. Um in dem ihr unbekannten Land besser zurecht zu kommen, begibt sich Viola als Mann verkleidet an den Hof des Herzogs Orsino. Dieser liebt verzweifelt die Gräfin Olivia, die ihn jedoch abweist. Viola soll nun in ihrer neuen Gestalt als Cesario das Herzen der Gräfin Olivia für Orsino gewinnen. Inzwischen hat sich Viola jedoch schon selbst in Orsino verliebt und Olivia hegt immer größere Zuneigung für den jungen und schönen Cesario.

Einen zusätzlichen Unterhaltungsfaktor bieten Sir Toby, der Onkel von Olivia, und Sir Andrews, dessen Zechkumpan. Sie feiern fröhlich durch die Inszenierung. Sir Toby glänzt dabei mit Sprüchen wie "Wenn man nach Mitternacht ins Bett geht, geht man schon wieder früh ins Bett." Sir Andrews muss mit seiner unzulänglichen Klugheit und Tatkraft zurechtkommen. Malvolio vervollständigt das bunte Bild.

Man spürt, dass sich die jungen Schauspieler mit ihrer Rolle identifizieren. Alessia Basciu (Viola) mag ihre freundliche, aber zielstrebige Rolle, Valentina Kreitner die Stimmungsschwankungen ihrer Rolle als Olivia. Matthias Flohr, der Schauspieler des Orsino, schätzt besonders die Komplexität seines Parts. Moritz Rath, der den Malvolio darstellt, schließt sich dieser Meinung an: "An meiner Rolle gefällt mir die drastische Wandlung zur Mitte des Stückes."

Laut Christiane Adeli ist das gesamte Stück schon bei Shakespeare "voller Tanz, Musik und Poesie". Deswegen gibt es immer wieder musikalische Einlagen, größtenteils sehr gut gesungen, aber auch einmal betrunken gegrölt. Dabei leistet der Flügel gute Dienste. Beeindruckend sind auch die Tanzeinlagen, die von Schülern der sechsten bis zur 12. Klasse gezeigt werden. Manche erinnern an höfische Tänze, einmal ist ein Stockkampf zu sehen. Im Hintergrund läuft dazu Musik, die an barocke Werke denken lässt. Altmodisch wirkt das dennoch nicht: Die Rhythmen und die satten Bässe verhindern es gekonnt.

Christiane Adeli wählte "Was ihr wollt" unter anderem deswegen, weil Shakespeare ein Garant für erfolgreiche Aufführungen sei. Mit dieser Vermutung lag sie richtig: Vielen Anwesenden scheint die Aufführung sehr gut zu gefallen zu haben. Eine von ihnen ist Michaela Baumann. Sie hat letztes Jahr ihr Abitur am Max-Born-Gymnasium gemacht und wirkte am Theaterstück 2015 mit. "Da musste ich dieses Jahr natürlich unsere Nachfolger sehen", lacht sie. Die Aufführung findet sie sehr unterhaltsam, gerade die Livemusik hat es ihr angetan.

Nach der Aufführung haben sich die Zuschauerreihen geleert, doch die Schauspieler sitzen noch gemütlich zusammen und unterhalten sich über die Vorstellung. Der Teamgeist sei super, erzählt Florian Daxer, Darsteller des Sir Toby. Nach den Auftritten bekäme man hinter der Bühne Umarmungen und Lob, was entscheidend zum Erfolg des Stücks beitrage. Wenn man sieht, welche Gemeinschaft da unter den beteiligten Schülern entstanden ist, könnte man beinahe neidisch werden. "Was ihr wollt"? Genau das: Ein mit Begeisterung gespieltes Theaterstück, bei dem Schüler zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen.

"Was ihr wollt", Theater-Aufführung am Max-Born-Gymnasium Germering, Donnerstag, 4. Februar, 19 Uhr.

© SZ vom 04.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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