Germering:Musikalische Improvisationstalente

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Was auch immer für einen Liedtitel sich das Germeringer Publikum ausdenkt, die Chansonnette Maria Maschenka macht daraus eine amüsante Geschichte. (Foto: Günther Reger)

Die Chansonnette Maria Maschenka und der Pianist Michael Gumpinger bieten im Roßstalltheater dem Publikum einen äußerst unterhaltsamen Abend

Von Sonja Pawlowa, Germering

An die 50 Kulturfreunde hatten sich am Freitagabend im Roßstalltheater in Germering eingefunden, statt bei den frühsommerlichen Temperaturen den Grill auf der Terrasse anzuheizen. Sie haben es nicht bereut. Die Sängerin und Schauspielerin Maria Maschenka und der Pianist Michael Gumpinger heizten mit dem Programm "Die Maria Maschenka Show: Neue Jacke - neues Glück!" ein - auch ohne Holzkohle. Ein Dutzend Chansons aus eigener Feder entführten in ferne Zeiten und Welten.

Die lustigen, bisweilen schwarzhumorigen Texte führten vom Striptease in Paris über leidenschaftlichen Kasatschok in St. Petersburg nach Budapest und Kanada, begleitet von Kostümwechseln und Erzählungen. Doch nicht die klare Stimme und auch nicht die virtuose Klavierbegleitung machten den Zauber dieser musikalischen Reise aus. Das pointierte Mimenspiel und die Ping-Pong-Dialoge zwischen dem Mann am Klavier und seiner Chefin brachten dem Duo Beifall und Lacher ein. So etwa für einen spontan entwickelten Running Gag, weil das Eingangslied zu früh einen eifrigen Applaus erhielt. Daraufhin klatschte das Publikum nach jeder Einlage erst langsam und quasi mit einem Fragezeichen. Offenbar machte dies den Interpreten so viel Spaß, dass sie sich beim Schlussapplaus gegenseitig dabei übertrafen, den Kollegen mit Tricks von der Bühne zu manövrieren und sich selbst bejubeln zu lassen.

Bei aller musikalischen Meisterschaft stach jedoch vor allem Maria Maschenkas Improvisationstalent hervor. Eine Begabung, die unglaublich beeindruckt. Wiederholt bat Maria Maschenka die Zuschauer, sich ad hoc einen Liedtitel zu ersinnen. Und egal wie absurd dieser Titel auch ausfallen mochte - "Die eifersüchtige Hebebühne" beispielsweise - Maria Maschenka entwickelte vor den Augen und Ohren des Publikums in atemberaubender Geschwindigkeit einen Text, eine Geschichte, ein Gedicht. Dieses Sprachtalent setzte Maria Maschenka jahrelang am Improvisationstheater ein, wo sie auch auf den großartig komödiantischen Michael Gumpinger traf.

Die entstandene Nähe zwischen Künstlern und Gästen mündete in einer geselligen Runde. Mit Speis und Trank wurden die Anwesenden vom Veranstalter, dem Freundeskreis Germeringer Bürger, versorgt. Dass in Germering überhaupt Theater, Kabarett und kleine, feine Konzerte aufgeführt werden können, ist dem Freundeskreis, der seit mehr als 30 Jahren das Sozialwesen der Gemeinde mit kulturellem Engagement bereichert, zu verdanken.

Auf dem Gelände eines ehemaligen Bauernhofs, den der Verein geerbt hat, wurde der Roßstall zu einem Theater umgebaut. Seit Ende 2016 bietet die mit etwa 50 Zuschauerplätzen eher intime Bühne 2 ein breit gefächertes Angebot von Musik bis Literatur. Interessant für junge und angehende Künstler ist die neue Open Stage. Man kann nur hoffen, dass die Jugend Germerings diese Auftrittsmöglichkeit im kleineren Rahmen für sich mit Konzerten oder Poetry Slams zu nutzen weiß: Ein Sprungbrett, von dem andere träumen.

Oliver Kübrich und Cecilia Gagliardi kümmern sich nicht nur um die Organisation solcher Veranstaltungen. Beide sind ebenso leidenschaftlich in die hauseigenen Theaterproduktionen eingebunden, die im Theatersaal der Bühne 1 aufgeführt werden. Etwa 20 Vorstellungen pro Stück vor einem 120-köpfigen Publikum werden für das Programm 2017/18 erwartet. Neben zwei Komödien wird auch ein Kindertheater für die ganze Familie gespielt.

Nicht nur jene Germeringer, die Maria Maschenkas ausdrucksstarker Stimme lauschen durften, können also auf einige unterhaltsame Abende hoffen.

© SZ vom 29.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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