Germering:20 Minuten im brennenden Container

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Bei der sogenannten Heißausbildung sammeln Atemschutzträger der Feuerwehr Erfahrungen für den späteren Einsatz in brennenden Wohnungen. So lernen sie, den Rauch zu lesen und damit zu erkennen, wann ihre Situation brenzlig wird

Von Moritz Glas, Germering

Rauch und Feuer im Hof der Freiwilligen Feuerwehr Germering. Selbst einem Nichtfeuerwehrmann wird bei dem Anblick klar, dass es hier irgendwo brennen muss. Ein richtiger Brand in der Feuerwehrwache wäre doch zu ungewöhnlich. Aber Entwarnung. Die Flammen wurden von den Brandschützen selbst entzündet. Normalerweise löschen sie doch Feuer und legen es nicht selbst. Aber dieses Mal machen sie es bei der sogenannten Heißausbildung anders herum.

Bei einem Aufbaukurses für Atemschutzträger haben die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Germering diese Heißausbildung zwingend zu absolvieren. Etwa ein Drittel der insgesamt etwa 2300 freiwilligen Feuerwehrhelfer im gesamten Landkreis Fürstenfeldbruck gehören zum Atemschutzkontingent. Wie schon der Name vermuten lässt, sind sie speziell geschult, um bei Einsätzen eine Atemschutzausrüstung zu tragen. Mit diesem schweren Gerät kommen sie immer dann zum Einsatz, wenn gesundheitsgefährdende Gase oder Rauch im Spiel sind. Die Ausbildung beinhaltet vier Grundlehrgänge und zwei Aufbaulehrgänge. Nur wer alle Lehrgänge erfolgreich absolviert hat und eine ärztliche Tauglichkeitsuntersuchung mitmacht, darf später im Einsatz beim Atemschutzteam mit dabei sein. Die Teilnahme am Aufbaukurs, der in den vergangenen Wochen diverse Male durchgeführt wurde, ist freiwillig. Bei der Heißausbildung, müssen die jungen Atemschutzträger etwa 20 Minuten in einem Stahlcontainer ausharren. Das besondere an der Übung: Im Container brennt es. Das kling erst mal sehr gefährlich. Ob es das auch ist, erklärt Kreisbrandmeister Josef Strobl. "Bisher kam es noch zu keinen Verletzungen während eines solchen Übung", sagt er. Um zu präzisieren, komplett ungefährlich sei es nicht, nur wenige Meter neben offenem Feuer in einem Metallcontainer zu stehen. Aber nur so könnten junge Feuerwehrleute kontrolliert die Erfahrung sammeln, die sie später brauchen.

Die Übung simuliert einen Wohnungsbrand, wie er täglich vorkommen kann. Sind die Feuerwehrleute im Ernstfall, nicht perfekt vorbereitet, drohen ihnen möglicherweise noch viel größere Gefahren. Bei einem Brand strömt nämlich auch Pyrolysegas aus. Dieses ist leicht entzündbar. Zumindest wenn das richtige Verhältnis zwischen Sauerstoff, Hitze und Pyrolysegas gegeben ist. Im Falle einer "Durchzündung" entsteht eine Stichflamme mit einer Hitze von rund 1200 Grad. Die Feuerwehrkleidung würde einer solchen Hitze etwa fünf bis acht Sekunden standhalten. Dieser Gefahr sind Atemschutzträger bei jedem Einsatz ausgesetzt. In der Übung lernen sie, wie man eine Durchzündung vorzeitig erkennet und verhindert. "Sie lernen den Rauch zu lesen" erklärt Josef Strobl. Weißer Rauch ist relativ ungefährlich, wird der Rauch aber dunkelbraun, wird es kritisch. Brauner Rauch bedeutet, dass viel Pyrolysegas in der Luft ist. Schlagartige Luftzufuhr wie des Öffnen eines Fensters könnte zur sofortigen Durchzündung führen. Die Heißausbildung ist eine gute Möglichkeit, kontrolliert, praktische Erfahrungen zu sammeln, um Situationen im Einsatz besser einzuschätzen. Die Ausbilder hoffen, dass die Atemschutzträger ihre neuerlernten Fähigkeiten nicht unter Beweis stellen müssen. Für den Ernstfall sind sie aber trotzdem bestens gewappnet

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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