Germering:Manege frei für die Zirkusdynastie

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Schnatterente Lisa stiehlt allen Alpakas und Lamas und Eseln die Schau und nimmt es bei Bedarf auch mit dem größten Dromedar Europas auf. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Akrobaten, Feuerschlucker, Dompteure: Alfons William tritt in Germering mit neun Kindern sowie sechs Enkeln auf

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Ente Lisa watschelt durch das Gehege. Um sie herum stehen Esel, Lamas, Alpakas und Ponys. Auf der anderen Seite Pferde. Weiter vorne grasen ein Kamel und ein riesiges Dromedar. Eine weiße Ziege läuft meckernd über das Stoppelfeld. "Lisa ist besser als ein Schäferhund", sagt Alfons William. "Gerade wenn es dunkel wird, ist sie am Schnattern und passt auf ihre Tiere auf." William ist der Direktor des gleichnamigen Zirkusses, der von Mittwoch bis Sonntag an der Alfons-Baumann-Straße gastiert.

Am Dienstagmittag ist das Zirkuszelt schon fertig aufgebaut. Alle Tiere stehen gut versorgt in ihren Boxen und Gehegen. Darauf legt Alfons William großen Wert. "Alles ist sauber und den Tieren geht es gut bei uns", sagt er. Etwas anderes könne sich ein kleiner Zirkus gar nicht leisten: "Wir haben mehr Kontrollen durch das Veterinäramt als jeder Landwirt." Der Tiernachwuchs ist gesichert, drei kleine Nandos toben in ihrer Box herum. Williams Söhne Jeffrey und Enrico sind gerade mit zwei Kamelen ins gegenüberliegende Altenheim Curanum gegangen. "Die Menschen dort brauchen etwas Abwechslung." Vielleicht könne man für die Bewohner auch eine Sondervorstellung geben. Alfons William hat sieben Söhne und zwei Töchter mit seiner Frau Marion. Alle sind in den Zirkus Alfons William eingebunden. "Alle sind auch aktiv in der Manage", sagt der Chef. Sie zeigen Tierdressuren mit den vier spanischen Eseln oder mit dem Friesenhengst Hidalgo. Es gibt Feuerschlucker, Jongleure und Akrobatik unter der Zirkuskuppel am Vertikalseil oder den römischen Ringen. Die zehnjährige Tochter Angelina zeigt Bodenakrobatik. Auch die sechs Enkelkinder turnen bereits mit und präsentieren Handstand und Handstand-Überschläge. Alfons William strahlt große Begeisterung aus, wenn er von seinem Zirkus und der Familie erzählt. Der 50-Jährige ist selbst bereits als Kind in den Zirkus hineingewachsen.

Den Zirkus Alfons William gib es in der vierten Familiengeneration. Er wurde 1842 gegründet, damals waren noch Gaukler mit einem eigenen Wagen dabei. Etwa 40 bis 50 Vorstellungen gibt es jedes Jahr. Um Weihnachten herum macht der Zirkus in Esslingen am Heimatstandort Station und bietet ein Weihnachtsprogramm. Je nach Winterwetter geht es jedoch Mitte Januar bereits wieder weiter. Nach Südbayern kommt William gerne. Der Zirkus gastiert im Raum München, am Ammersee, aber auch in Rosenheim, Traunreut oder Berchtesgaden. "Es gibt Höhen und Tiefen", meint William, "aber wenn man zehn Tage vorher Werbung macht und alles sauber durchzieht, dann kann eine Familie davon durchaus leben."

Alfons William ist keiner, der jammert, aber die Zeiten für einen fahrenden Zirkus sind sicherlich schlechter geworden. "Die ganze Welt hat sich einmal komplett gedreht", sagt William. "Es wird den Kindern einfach zu viel geboten." Vor zehn Jahren wären die noch zum Zirkus gekommen und hätten mithelfen und die Tiere betreuen wollen. Das kommt kaum noch vor. Sein Publikum besteht mittlerweile aus Omas mit ihren Enkelkindern - so bis zur dritten Klasse. Die, die kommen, können das Dromedar "Mockl" bestaunen. Das ist etwa drei Meter groß - "das größte in ganz Europa", schwärmt Alfons William. Doch wenn Ente Lisa schnattert, dann stiehlt sie selbst dem größten Dromedar Europas klar die Schau.

© SZ vom 05.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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