Germering:Umstrittene Cewestraße

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Die Oskar-von-Miller-Straße soll in Cewe-Straße unbenannt werden. Doch hinter dem Firmenkürzel hat sich nun eine braune Vergangenheit offenbart. (Foto: Günther Reger)

Namensgebende Firma führt die Initiale von NSDAP-Mitglied

Von andreas ostermeir, Germering

Die Umbenennung eines Teils der Oskar-von-Miller-Straße in Cewestraße wird aufgeschoben. Grund dafür ist, dass die Buchstaben "CW", die sich im Namen der Firma finden, die Initialen von Carl Wöltje sind, der von 1933 an Mitglied der NSDAP und anderer NS-Organisationen war. Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) sagte am Montag, er werde den Antrag auf eine Umbenennung dem Stadtrat noch einmal vorlegen. Aufgrund der neuen Erkenntnisse müsse man sich mit diesem Ansinnen ein weiteres Mal auseinandersetzen. Haas zeigte sich auch erstaunt darüber, dass "Cewe" die Initialen eines Namens bedeuteten. "Bislang dachte ich, das ist ein Kunstname."

Genauso überrascht zeigte sich Helmut Ankenbrand. Der Dritte Bürgermeister gehört der SPD-Fraktion an, die den Antrag gestellt hat, einen Teil der Oskar-von-Miller-Straße umzubenennen. Auch er ging von einem "kreativen Firmennamen" aus. Dass der Name auf den Initialen eines Mannes beruhe, der Mitglied mehrerer NS-Organisationen gewesen ist, habe er "zu keinem Zeitpunkt" gewusst oder vermutet. Der Antrag seiner Fraktion müsse nun im Licht der neuen Erkenntnis geprüft werden, sagte Ankenbrand. Die SPD habe die Umbenennung vorgeschlagen, weil sie ein ansässiges Unternehmen stärken wollte und nur die Adresse der Firma von der Änderung des Straßennamens betroffen sei, sagte der Stadtpolitiker.

Die Germeringerin Gisela Trinkwitz hatte in einer Reaktion auf die Abstimmung über den Antrag darauf hingewiesen, dass die Buchstaben CW zu Carl Wöltje gehörten und dieser ein Mitglied der NSDAP gewesen sei. Wöltje, der viele Jahre in Oldenburg lebte und arbeitete, wird dort mit einem Straßennamen geehrt. Der 1886 in Hildesheim geborene Fotograf gründete 1912 in Oldenburg seine "Photographische Anstalt". Laut der Forschungen der Uni Oldenburg war er Mitglied der liberalen Demokratischen Partei, ehe er 1933 in die NSDAP eintrat. Während der Nazi-Diktatur gehörte Wöltje unter anderem der Deutschen Arbeitsfront und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt an. Von 1948 bis 1953 war er für die SPD Ratsherr in Oldenburg. Laut Firmenhistorie ist das Unternehmen Cewe Color 1961 von Wöltjes Schwiegersohn Heinz Neumüller in Oldenburg gegründet worden. Zu Ehren des Schwiegervaters wurden dessen Initialen in die Firmenbezeichnung aufgenommen. Das Werk in Germering gibt es seit 26 Jahren. Es gehört zu den bedeutendsten Arbeitgebern in der Stadt

© SZ vom 23.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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