Germering:Ja-Wort vor 70 Jahren

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Germerings Zweiter Bürgermeister Wolfgang Andre (Mitte) gratuliert Elsa und Georg Moser. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Elsa und Georg Moser feiern Gnadenhochzeit

Von Melanie Fritsch, Germering

70 Jahre ist es nun schon her, dass sich Elsa und Georg Moser das Ja-Wort gegeben haben. Germerings Zweiter Bürgermeister Wolfgang Andre besuchte sie am Dienstag und überbrachte dem Jubelpaar einen Geschenkkorb.

Seit mehr als 47 Jahren lebt das Paar in Germering. Georg Moser ist heute 93 Jahre alt, seine Frau 90. Die beiden gebürtigen Erdinger waren früher Nachbarn und lernten sich in der Schule kennen. In seiner Jugend kämpfte Georg für die Wehrmacht im Kaukasus. Elsa arbeitete zu Kriegszeiten als Nachrichtenhelferin in Oslo. Ein besonders schmerzhafter Schicksalsschlag erwartete sie acht Tage vor Ende des Zweiten Weltkriegs. Sowohl Elsas Mutter als auch ihre drei Geschwister kamen durch eine Bombe ums Leben. Somit war mit einem Mal fast ihre gesamte Familie ausgelöscht. Ein Jahr nach dem Krieg fanden die beiden wieder zueinander, und bald schon stand die Hochzeit an. Sie zogen nach Herrsching, wo auch ihre drei Töchter geboren wurden: die heute 60 Jahre alte Heidi Delinsky, die 64-jährige Roswitha Moser und Waltraud Hentsch, 68. Das Ehepaar hat zudem vier Enkel und zwei Urenkel.

Der gelernte Bankkaufmann eröffnete ein Fotogeschäft in München, das später von einer Tochter übernommen wurde. Elsa machte eine Ausbildung zur Friseurin, kümmerte sich sodann aber hingebungsvoll um ihre Familie. In ihrer Freizeit bastelte sie gerne und engagierte sich für die Nachbarschaftshilfe Weßling. Eine große Leidenschaft der beiden ist die Volksmusik. Elsa spielte Zither und sang im Erdinger Kirchenchor, Georg spielte Geige.

Als die Kinder erwachsen waren, konnte sich Elsa endlich ihren Traum erfüllen und die Welt erkunden. "Amerika, Thailand, Moskau - es gibt kaum ein Land, das sie nicht bereist hat", berichtet ihre jüngste Tochter Heidi Delinsky. Später, als ihr Mann im Ruhestand war, reisten sie gemeinsam.

Seit sechs Jahren ist die 90-Jährige, die auch an Demenz leidet, ein Pflegefall und auf ständige Hilfe angewiesen. Sie kann weder selbständig essen noch reden oder gehen. "Auch wenn sie vieles vergisst, ihre Familie erkennt sie jeden Tag aufs Neue", sagt Heidi Delinsky. Die Pflegebedürftigkeit der Mutter ließ die Familie noch enger zusammenrücken, die drei Töchter betreuen ihre Eltern deshalb gemeinsam. "In schwierigen Zeiten hält die Familie zusammen, das war schon immer so", sagt Heidi Delinsky. Sie ins Heim abzugeben, kommt gar nicht in Frage.

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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