Germering:Haftstrafe für Barkeeper

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Fünf Jahre Gefängnis wegen Attacke mit Golfschläger

Von Andreas Salch, Germering

Als sich endlich Ärzte um ihn kümmern konnten, war seine Körpertemperatur schon auf 35 Grad abgesunken. Fachleute sprechen dann von "Untertemperatur." Es war kurz nach 2 Uhr morgens am 5. Februar dieses Jahres, als Nicolae U. auf der Bertha-von-Suttner-Straße Flaviu L. ( Name von der Redaktion geändert) mit einem Golfschläger den Schädel einschlug. Flaviu L. hatte eine sechs Zentimeter lange, klaffende "Riss-Quetsch-Wunde". Er verlor kurz Zeit das Bewusstsein. Nicolae U. war nach der Tat mit seinem Auto zurück zu einer nahegelegenen Bar an der "Golf-Range München-Germering" gefahren, wo er arbeitete. Sein schwer verletztes und stark blutendes Opfer hatte er einfach in der Kälte auf der nachts kaum befahrenen Bertha-von-Suttner-Straße liegen lassen. Für die Tat verurteilten die Richter der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II Nicolae U. am Freitag wegen versuchten Totschlags durch Unterlassen sowie gefährlicher Körperverletzung zu fünf Jahren Haft. Der 33-Jährige nahm das Urteil äußerlich regungslos zur Kenntnis.

Flaviu L. hatte am Abend des 4. Februar in der Bar, in der Nicolae U. arbeitete, gefeiert. Er soll ziemlich viel getrunken haben. Als er begann, mit einer der Kellnerinnen zu flirten, hatte ihn Nicolae U. freundlich zurechtgewiesen. Es war ja nichts passiert. An jenem Abend fand in der Bar auch eine Geburtstagsfeier statt. Flaviu L. soll die Gäste genervt haben und auch recht laut gewesen sein. Daraufhin hatte Nicolae U. Flaviu L., den er kannte, mit einer Geste bedeutet, er soll das Lokal jetzt verlassen. Darüber habe sich der 27-Jährige geärgert, sagte der Vorsitzende der Schwurgerichtskammer, Richter Thomas Bott, bei der Urteilsbegründung. Da sein Bekannter seine Zeche noch nicht vollständig gezahlt hatte, war Nicolae U. ihm gefolgt. Als er merkte, dass L. wegläuft, war er zurück in die Bar gegangen, hatte seine Autoschlüssel und einen Golfschläger geholt, den er auf den Beifahrersitz legte. Dann fuhr er L. hinterher.

Nur knapp zweihundert Meter von der Bar entfernt, sah er den 27-Jährigen und stellte ihn zur Rede. Flaviu L. soll gesagt haben, er komme schon zurück. Außerdem zahle er, wann er wolle. Hierauf griff Nicolae U. den Golfschläger auf dem Beifahrersitz seines BMW. Der Angeklagte habe in dieser Situation "nicht den Kürzeren ziehen wollen", befand Richter Bott. Nicolae U. holte aus.

Laut dem Gutachten eines Sachverständigen schlug er den Golfschläger "Eisen 7" mit einem "Kopfgewicht" von 250 Gramm mit einer Geschwindigkeit von rund 70 Kilometern pro Stunde auf die Schädelkalotte seines Opfers. An der Stelle, an der das "Eisen 7" auf den Schädelknochen traf, ist die Kalotte etwa einen Zentimeter dick. Der Grund für die Tat: "Der Angeklagte war einfach sauer", sagte Richter Bott. Staatsanwalt Matthias Braumandl forderte in seinem Plädoyer achteinhalb Jahre Haft. Der Verteidiger von Nicolae U., Rechtsanwalt Daniel Peter viereinhalb Jahre.

Nachdem Flaviu L. wieder das Bewusstsein erlangt hatte, schleppte er sich unter Schmerzen zu einem Anwesen etwa 70 Meter von der Stelle entfernt, an der er niedergeschlagen worden war, und bat um Hilfe. Für die Strecke benötigte er zwei Stunden. Seit der Tat ist der 27-Jährige auf dem linken Ohr taub und leidet unter Gleichgewichtsstörungen. Ob sich sein Zustand jemals wieder bessert, ist ungewiss.

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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