Germering:Großes Interesse für die Polizei

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Aufmerksame Zuhörer: Heike Hillmaier vom Finanzamt Fürstenfeldbruck (links) erläutert Schülern die Berufsaussichten in der Steuerverwaltung. (Foto: Günther Reger)

Beim Berufsinformationstag in Germering zeigen sich die Vorlieben der Schüler: Handwerksbetriebe haben es schwer

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Angela Oppitz, die Elternbeiratsvorsitzende der Realschule Unterpfaffenhofen, ist begeistert: "Heute sind etwa 2000 Schülerinnen und Schüler aus allen fünf Germeringer Schulen zum Berufsinformationstag hier." Etwa hundert Aussteller - mehr denn je - haben ihre Stände im Foyer des Carl-Spitzweg-Gymnasiums und in der Sporthalle der benachbarten Realschule aufgebaut und werben für ihre Firmen und Unternehmen, darunter auch viele Hochschulen.

Großes Gedränge herrscht beim Informationsstand der Polizei. Auch beim Discounter Aldi holen sich zahlreiche Schüler Auskunft über Ausbildungsmöglichkeiten. Nur an den Ständen der Handwerksbetriebe war der Andrang der Schüler sehr überschaubar. Liegt das auch an der doch sehr unterschiedlichen Bezahlung der Auszubildenden? "Das ist überall so", kommentiert Andrea Schmied, Einstellungsberaterin bei der Polizei, die Warteschlange an ihrem Stand. Verena Koves ist "ernsthaft daran interessiert", zur Polizei zu gehen. Die Realschülerin aus der neunten Klasse hat noch fast zwei Jahre Zeit, bis sie ihren Schulabschluss macht, erkundigt sich aber schon jetzt eingehend. Sie sei schon am "Girls Day" bei der Polizei gewesen und das habe ihr gut gefallen. Als Reiterin fragt sie Schmied auch nach der Reiterstaffel der Polizei. Da kann ihr die Polizistin von der Dienststelle in Fürstenfeldbruck, die in Uniform und mit Pistole am Ledergürtel gekommen ist, wenig Hoffnung machen. Es gebe nur 49 Polizeipferde in Bayern, da sei keine große Chance gegeben, zur Reiterstaffel zu kommen. Trotzdem lässt sich Verena Koves die Unterlagen mitgeben, genauso wie ihre Mitschülerin Sina Hofner, die Lust darauf hat, "einen Beruf mit Action" zu ergreifen. Zuvor hat sie sich am Stand eines Kosmetikbetriebes erkundigt, doch da ist sie skeptisch: "Schminken ist schon gut, aber der Beruf hat wohl nicht so eine tolle Zukunft."

Freilich waren die Schüler der neunten und zehnten Klassen verpflichtet worden, den Berufsinformationstag zu besuchen. Alle hatten einen Zettel dabei, darauf mussten sie abzeichnen lassen, dass sie mindestens vier Informationsstände und zwei Vorträge besucht hatten. "Der Vortrag der Bundeswehr ist der große Renner", bestätigte Elternbeiratsvorsitzende Oppitz. Der größte Saal sei so voll gewesen, dass ein zweiter Vortrag stattfinden musste.

Natürlich spulten viele Schüler nur ihr Pflichtprogramm ab, aber es kamen auch viele freiwillig, um ihre Chancen auszuloten. So auch Rabea Hensch aus der elften Klasse des Max-Born-Gymnasiums. Sie informierte sich an Stand einer Chemieschule aus München. "Ich bin sehr an den Naturwissenschaften interessiert", sagte die Gymnasiastin, die in eineinhalb Jahren Abitur machen wird. Auch ihre Mutter arbeite als Chemikerin. Die Chemieschule bietet regelmäßig Schnuppertage für Schüler an. "Heute machen wir blau", heißt da ein Schnupperthema, wobei es um die Herstellung von Farbstoffen und um Färbeversuche geht.

Bei Aldi interessierten sich die Schüler vor allem für die Bezahlung in der Ausbildung. Die ist vergleichsweise gut. Die beginnt bei 950 Euro im ersten Ausbildungsjahr und endet im dritten sogar bei 1200 Euro im Monat. Trotzdem klagte der Regionalverkaufsleiter Tobias Hornung, dass die Auswahl für den Discounter geringer geworden ist: "Der Ausbildungsmarkt gibt nicht mehr so viel her, das ist generell so." Mit den Vergütungen des Discounters kann Markus Schöttl von Schöttl-Haustechnik in Germering nicht mithalten. 630 bis 690 Euro zahlt er seinen Auszubildenden in den drei Lehrjahren. Er ist fast alle seine vorbereiteten Unterlagen an die Jugendlichen losgeworden und hofft jetzt im Nachgang auf konkretes Interesse, zumal einer seiner zwei Auszubildenden demnächst ausgelernt hat. "Drei Lehrbuben", sagt Schöttl, "könnte ich schon gebrauchen."

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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