Das Germeringer Trinkwasser könnte von heute an nach Chlor schmecken. Denn die Stadt lässt das Wasser vier Wochen lang vorsichtshalber desinfizieren, weil es mit Kolibakterien verunreinigt sein könnte. Die Verwaltung weist daraufhin, dass der Gehalt des Chlors innerhalb der zulässigen Grenzwerte bleibt und das Leitungswasser bedenkenlos konsumiert werden kann. Ob es eine Verunreinigung gibt, und - wenn ja - wie stark sie ist, das weiß nach Auskunft von Rudolf Summer, Leiter des Gesundheitsamtes im Landratsamt, gegenwärtig niemand. Doch die Stadt greift zu dieser Vorsichtsmaßnahme, nachdem vor einer Woche irrtümlich Gärreste aus einer Biogasanlage auf einer Wiese im Wasserschutzgebiet verteilt worden sind. Diese wie Torf aussehenden Gärreste enthalten Kolibakterien oder coliforme Keime, die Erkrankungen des Darms auslösen können.
Nach den Worten von Roland Schmid, dem Leiter der Stadtwerke, die das Germeringer Trinkwasser aus Brunnen fördern, hat ein Landwirt in der vergangenen Woche die Stadt darüber informiert, dass Gärreste, die er aus einer Biogasanlage zurücknehmen musste, von einer beauftragten Firma fälschlicherweise auf einer Wiese in der Wasserschutzzone II abgeladen worden sind. Stadt und Landwirt veranlassten daraufhin, dass die Wiese zweimal gemäht wurde. Dadurch konnte wohl ein großer Teil des insgesamt zehn Tonnen schweren Materials entfernt werden. Die Untersuchung des Bodenaufbaus durch einen Geologen ergab jedoch, dass auch aus einer geringeren Menge Keime aus dem biologischen Gärmaterial ins Trinkwasser geraten könnten.
Dieses Risiko, auch wenn es nur gering sein sollte, wollen weder Stadt noch Gesundheitsamt eingehen. Deshalb entschieden beide Seiten, das Germeringer Trinkwasser vier Wochen lang mit Chlor zu versetzen. Die Einwohner der Stadt, die gewohnt sind, dass gutes Wasser aus ihren Wasserhähnen kommt, müssen also in den kommenden Wochen geschmackliche Einbußen hinnehmen. Schmid bedauert dies, denn seit mindestens 30 Jahren weise das Germeringer Trinkwasser keine Belastung mit Keimen auf. Auch Summer kann sich nicht erinnern, dass in Germering oder im Landkreis in den vergangenen Jahrzehnten Trinkwasser gechlort worden ist. Bekannt seien derartige Fälle aber schon, sagte der Leiter des Gesundheitsamtes, beispielsweise nach Unfällen mit Güllewagen.
Summer und Schmid bezeichneten die Desinfizierung des Wassers als sinnvollstes Mittel gegen eine mögliche Verunreinigung. Ein Abschalten des betroffenen Brunnens oder gar das Abtragen des mit den Gärresten kontaminierten Bodens, wie nach dem Auslaufen von Dieselkraftstoff im vergangenen Herbst am Nebeler Weg, hat man verworfen. Im Ortsteil Nebel war ein Teil des Bodens entfernt worden, um zu verhindern, dass der ausgelaufene Treibstoff das Trinkwasser verunreinigt. Doch seinerzeit habe man eben gerochen, wie weit man graben musste, sagte Summer. Bei den geruchslosen Bakterien besteht diese Möglichkeit nicht.
Die Stadtwerke wollen am Montagmittag, eine Woche nach dem Abladen der Gärreste, mit dem Chloren des Trinkwassers beginnen. Laut Summer reicht das aus. Der Geologe habe aufgrund der Bodenbeschaffenheit zehn Tage Zeit gegeben, um eine mögliche Verunreinigung zu bekämpfen, sagte er. Einwohner, die etwa für ein Aquarium noch chlorfreies Wasser benötigen, können dies am Montagvormittag noch aus der Leitung holen. Zusätzlich richten die Stadtwerke am Bärenweg 13 eine frei zugängliche Zapfstelle für ungechlortes Wasser ein.
Für Fragen aus der Bevölkerung haben die Stadtwerke eine Extra-Telefonnummer eingerichtet. Unter 089/89 4 1 92 99 werden Fragen beantwortet, die sich um die Desinfizierung des Trinkwassers drehen. Auch das Gesundheitsamt gibt Auskünfte (Telefon 08141/51 98 00). Informationen hält zudem die Stadt auf ihrer Internetseite bereit.