Germering:Gefahr von rechts

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Carl-Spitzweg-Gymnasium zeigt Wanderausstellung

Von Julius Nindl, Germering

"Ich bin ein Deutschnationaler und fordere bedingungslosen Gehorsam." Diese Aussage stammt nicht etwa von einem Parteimitglied der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland. Franz-Josef Strauß prägte diesen Satz in einem Interview in den frühen Siebzigerjahren. Wie das Beispiel des CSU-Politikers zeigt, bedienen sich auch Vertreter der vermeintlichen politischen Mitte rechter Parolen und schüren somit gezielt Feindbilder. Der wahlkampftaktische Zusammenhang solch brisanter Äußerungen zeigt sich auch in den aktuellen politischen Entwicklungen in der Bundesrepublik. Diese und weitere Themen sind Teil der Ausstellung "Rechts - Total? Normal?", die vom Verein "München ist bunt" zusammengetragen wurde und seit Dienstag im Carl-Spitzweg-Gymnasium zu sehen ist.

Die rund 13 Plakate beschäftigen sich sowohl mit den historischen Anfängen des Rechtsextremismus, dem Dritten Reich als auch mit aktuellen Fällen, wie etwa der NSU-Mordserie. Die Ausstellung thematisiert besonders die unterschiedlichen Vorurteile, die in der Gesellschaft verankert sind und sich auch in der Weltanschauung von Jugendlichen einnisten. Die differenzierte Auseinandersetzung mit Fremdenfeindlichkeit wird in zahlreichen fiktiven Kurzgeschichten erläutert, die als Comic gestaltet den Jugendlichen eine visuell ansprechende Darstellung an die Hand geben sollen.

Ausführlich zeigt die Ausstellung die unterschiedlichen Rekrutierungsmethoden rechter Splitterparteien und nationalistischer Verbände. Antisemitisches Liedgut gepaart mit Konzertveranstaltungen ist nur ein Teil der Möglichkeiten, die Neonazis ausschöpfen, um den Nachwuchs an bestehende Organisationen heranzuführen. Auch sogenannten Wehrsportgruppen, die besonders auf waffen- und kriegsaffine Jugendliche abzielen, werden auf den Plakaten porträtiert.

Die Wanderausstellung ist seit 2014 in verschiedenen Bildungseinrichtungen zu Gast und wurde von Jugendlichen in Kooperation mit pädagogischen Mitarbeitern entwickelt. Die für Jugendliche sonst eher monotone Berichterstattung in den Medien wird so auf eine frische und anschauliche Weise neu aufbereitet. Gerade die Begegnungsmöglichkeit vor den Stellwänden ist für die jüngere Generation eine Möglichkeit des Austausches. Die Wanderausstellung ist im Carl-Spitzweg-Gymnasium in einem Klassenraum im obersten Stockwerk untergebracht. Zwar ist sie für die Schüler jederzeit zugänglich, die Positionierung im Schulhaus ist leider etwas unglücklich gewählt.

Die Ausstellung geht bis zum 27. Juli. Am Donnerstag, 14. Juli, diskutiert der Neonazi-Aussteiger Felix Benneckenstein mit Schülern des Gymnasiums in der Aula.

© SZ vom 14.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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