Germering:Gartenfreunde geben auf

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Mit viel Blumenschmuck begehen die Blumen- und Gartenfreunde 1986 ihre 75-Jahr-Feier. (Foto: Gartenfreunde)

Germeringer Verein findet keinen Vorstand mehr

Von Andreas Ostermeier, Germering

105 Jahre alt und 142 Mitglieder stark: Den Zahlen nach könnte der Verein der Blumen- und Gartenfreunde Germering eine blühende Vereinigung sein. Doch so ist es nicht. Am Jahresende löst sich der Verein auf. Die Mitglieder haben das einstimmig beschlossen. Es fehlt an Nachwuchs, und Vereinsvorsitzender Albert Metz, der für die CSU auch im Stadtrat sitzt, findet niemanden, der ihn an der Spitze ablösen möchte. Den Vorsitz führt der 69 Jahre alte Metz seit langem nur noch kommissarisch, ihm sei es aber nun zu viel. Ein aktives Vereinsleben sei nicht mehr möglich. Der größte Teil der Mitglieder ist über 70 Jahre alt. Schon allein die Mithilfe im Kreislehrgarten lässt sich laut Metz nur noch schwer organisieren.

Gründe für das Ende des Vereins sieht Metz auch in den Veränderungen in der Einwohnerschaft von Germering. Die Gärten seien viel kleiner als früher, sagt er und stellt die Frage: "Wer pflanzt heute noch einen Obstbaum?" Gegründet wurde die Vereinigung, wie viele andere, zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Zusammenschluss von Personen, die in ihren Gärten Obst und Gemüse als Nahrungsmittel anbauen wollten. Der Zusammenschluss mit Gleichgesinnten gestattete es, Wissen und Erfahrungen sowie Erträge zu tauschen. Das ist heute nicht mehr nötig. Von Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten muss niemand mehr leben, Marmelade einzukochen oder Säfte zu pressen, ist nicht mehr Notwendigkeit, sondern Freizeitbeschäftigung. Ein Gartenbauverein ist deshalb "nicht mehr zeitgemäß", vermutet Metz.

Dem widerspricht Andreas Knoll vehement. Der Vorsitzende des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege ist überzeugt, dass Gartenbau nach wie vor ein wichtiges Thema ist, für das sich auch junge Leute begeistern lassen. 29 Ortsvereine gehören dem Kreisverband an, etliche von ihnen hätten die Verjüngung ihrer Mitgliederstruktur bereits geschafft, sagt er. Und wenn die Jungen mittun, dann finden sich auch neue Vorstände. Knoll erzählt von einer Versammlung in Puchheim-Ort, in der ein junger Familienvater den Vorsitz übernehmen sollte, sich aber noch nicht sicher war, ob er es tun wollte. Da meldete sich sein Sohn und forderte den Vater zur Übernahme des Vorsitzes auf.

Knoll überrascht das Interesse von Kindern und Jugendlichen am Gartenbau nicht. Man müsse nur zusehen, wie begeistert Buben und Mädchen beim Apfelsaftpressen in Adelshofen mitmachen oder beim Anlegen eines Hochbeets in einem Kindergarten mithelfen. Auch die Kinder- und Jugendgruppen in Mammendorf oder Emmering laufen seinen Worten nach erfolgreich. Knoll ist sicher: "Ein Garten ist erlebnisreich." Außerdem liege das Thema "gesunde Ernährung" im Trend, fügt Knoll an. Das könne man mit Kindern aufgreifen.

Die Begeisterung von Kindern und Jugendlichen für den Gartenbau, gar eine eigene Jugendgruppe, das kommt für den Germeringer Verein zu spät. Am 31. Dezember endet seine 105-jährige Geschichte. Zuvor wird aber noch einmal gefeiert. "A lustige Leich'" lautet das Motto des letzten Vereinstreffens am Freitag, 18. November. Als Gast ist Thomas Janscheck eingeladen. Der Gartenexperte und Buchautor wird die Besucher laut Metz mit einem Potpourri rund um Bäume, Blumen und Pflanzen unterhalten.

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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