Germering:Erhaltenswert

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Das Gebäude des Roßstall-Theaters beschert Vereinschef Helmut Henner immer wieder Arbeit. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Freundeskreis Germeringer Bürger hilft bei Roßstall-Renovierung

Von Andreas Ostermeier, Germering

"Norman, bis du es?" So lautet der Titel der Komödie, die gerade im Germeringer Roßstall-Theater gespielt wird. Das Bühnenstück, das von den Schwierigkeiten eines Vaters handelt, seinen schwulen Sohn zu verstehen, kommt beim Publikum an. Zusätzliche Vorstellungen sind angekündigt, das Stück soll bis 19. Februar gespielt werden. Für das Germeringer Theater ist das sehr wichtig, denn mit den Einnahmen aus den Eintrittsgeldern werden die Roßstall-Gebäude an der Augsburger Straße großenteils unterhalten.

Der Roßstall gehört zur freien Szene. Ein Verein, der Freundeskreis Germeringer Bürger, kümmert sich um das Theater und die Inszenierungen von Stücken, ganz ohne öffentliche Unterstützung. Nur zu den Renovierungen an den Gebäuden eines früheren Bauernhofs leistet die Stadt Jahr für Jahr einen Beitrag von 6200 Euro. "Das alte Haus ist schön. Wir können tun und lassen, was wir wollen", sagt Helmut Henner, der Vorsitzende des Freundeskreises.

"Aber es ist auch eine Bürde", fügt der 75-Jährige an, denn die ein Jahrhundert alten Gebäude erfordern andauernde Renovierungsarbeiten. Zwei Türen sollen heuer neu gemacht werden. Eine Tür gehört zur Wohnung des Mieters, der im Obergeschoss des alten Bauernhauses wohnt, die andere Tür führt ins Büro und zur Praxis eines Tierarztes. Etwa 100 000 Euro hat der Verein in den vergangenen fünf Jahren in die Gebäude gesteckt, mehr als zwei Drittel der Summe stammen aus seinen Mitteln. "Wir spielen für die Erhaltung des ganzen Anwesens", sagt Henner.

Seit 1985 besitzt der Freundeskreis den Roßstall. 40 Helfer aus dem Verein hätten anfangs geholfen, Scheune und Pferdestall des Bauernhofs in einen Bühnenraum umzubauen. So viele freiwillige Helfer hat Henner heute nicht mehr. Die Mitglieder vom Anfang sind inzwischen alt geworden, Junge kommen nicht viele nach. Es ist so, wie in vielen anderen Vereinen auch. Finanziell stehe man auf "gesunden Füßen", sagt der Vorsitzende, aber "die stetigen Kosten machen uns zu schaffen".

2000 Euro an Fixkosten hat der Freundeskreis pro Monat - Geld, das für Heizung, Strom, Steuern oder die Schauspieler ausgegeben werden muss. Die Akteure auf der Bühne bekämen nur eine Aufwandsentschädigung, sagt Henner. Gagen kann der Verein nicht bezahlen. Das erschwert die Suche nach Schauspielern. Die kommen längst nicht nur aus Germering und sehen das Theaterspielen als Zeitvertreib, sondern wohnen weiter weg und müssen viel Zeit aufbringen fürs Einstudieren der Stücke und die Auftritte.

Zwei Bühnen hat der Roßstall, im großen Theater haben etwa 100 Besucher Platz, im kleinen 40. Beide Bühnen sind in den vergangenen Jahren renoviert worden. Dabei wurden die Wände isoliert und Mobiliar ausgetauscht. Auch diverse Türen sind neu eingebaut worden. Den Austausch von zwei weiteren hat sich Henner für dieses Jahr vorgenommen. Die zur Wohnung des Mieters sei besonders wichtig, sagt er, denn sie schließe nicht mehr richtig, so dass der Hausflur ständig kalt sei. Schön wäre es, würde das Geld auch noch für den Eingang zum Büro reichen. Wenn nicht, muss ein Ersatz noch ein Jahr warten. Bereits im vergangenen Jahr sollte die Bürotür ausgetauscht werden. Daraus wurde aber nichts, denn der Einbau einer Glastür zur Bühne verschlang fast den gesamten städtischen Zuschuss.

Sind die Türen erneuert, stehen technische Anlagen für die Bühnen auf dem Wunschzettel. Für den kleinen Roßstall, die Bühne zwei, soll eine neue Lichtsteuerungsanlage angeschafft werden, fürs Theater eine Tonanlage. Voraussetzung dafür ist neben dem nötigen Geld, dass die Heizungsanlagen für den kleinen Rossstall und den Kuhstall, der Probenraum der Schauspieler, nicht schlapp machen. Insbesondere die Therme für die kleine Bühne macht Henner Sorgen.

Die beständigen Renovierungen haben aber nicht nur Geld gekostet, sie machen auch ein breiter werdendes Angebot im Roßstall möglich - und damit sein Weiterbestehen. Neben den Theaterstücken auf der großen Bühne gibt es auf der kleinen Bühne seit einiger Zeit freitagabends (außer am ersten Freitag im Monat) Kleinkunst, Kabarett, Musik oder Kneipenbetrieb. Beide Veranstaltungsräume werden auch vermietet, erst kürzlich lud die Germeringer CSU zum Neujahrsempfang in den Roßstall.

© SZ vom 30.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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