Germering:Eishockey - ein teures Vergnügen

Lesezeit: 2 min

Weil das Germeringer Polariom chronisch defizitär arbeitet, müssen die Wanderers ihre Mitgliedsbeiträge erneut erhöhen.

Karl-Wilhelm Götte

Kaum zu glauben bei der momentanen Sommerwärme - aber seit diesem Wochenende jagen die Eishockeyspieler im Germeringer Polariom schon wieder dem Puck hinterher. Die Vorbereitungen für die Eisbereitung wurden bereits im Laufe der Woche abgeschlossen, so dass nun neben den Eishockeyspielern auch die Eiskunstläufer und die Eisstockschützen wieder den passenden Untergrund für ihren Sport vorfinden.

Für die Aktiven der rund 400 Vereinsmitglieder der Wanderers Germering wird die Ausübung ihrer Sportart jedoch immer kostspieliger. Der Verein hat jetzt sogar den Mitgliedsbeitrag und das sogenannte Eisgeld erhöhen müssen.

Das Eisgeld hat die Mitgliederversammlung des Vereins mit großer Mehrheit nochmals um zehn auf 70 Euro angehoben; mittlerweile müssen die aktiven Mitglieder der Wanderers 70 Euro Eisgeld pro Winter berappen. Zum Eisgeld kommt noch der Jahresbeitrag hinzu. Auch der wurde um 15 Euro erhöht und beträgt nun für Erwachsene 246 Euro jährlich und für Zwölf- bis 17-Jährige immerhin noch 216 Euro. Familien zahlen jetzt 240 Euro Beitrag. Zum Vergleich: Beim benachbarten EV Fürstenfeldbruck beträgt der Vereinsbeitrag für Erwachsene lediglich 120 Euro, Kinder und Jugendliche zahlen 100 Euro - allerdings kann der Verein seinen Mitgliedern nach wie vor kein Dach über dem Kopf bieten, wenn es im Winter gelegentlich ungemütlich wird.

Ein Grund für den Preisunterschied ist die chronisch defizitäre Germeringer Eishalle. Ohne den Zuschuss der Stadt in Höhe von 61 500 Euro müssten die Wanderers wohl ihren Betrieb ganz einstellen. "Das ist die Hallenmiete, die wir von der Stadt bekommen und gleich wieder an die Stadtwerke zahlen müssen", sagt Wanderers-Pressesprecher Ulrich Balthasar. Die Vorsaison bis 18. September müssen die Wanderers sogar ganz auf eigene Rechnung betreiben und Eiszeiten vermieten.

So kommen auch die Eishockeyspieler des EV Fürstenfeldbruck, die erst Mitte Oktober über eine eigene Eisfläche verfügen können, regelmäßig zum Training nach Germering. Doch auch Hobbyteams aus München und der TuS Geretsried haben bereits angefragt und feste Zeiten bis Mitternacht gebucht. Vom 19. September bis zum 8. Oktober vermieten die Stadtwerke das Eis auf eigene Rechnung.

Für den Beitrag und das Eisgeld bieten wir auch einiges", sagt Balthasar. Besonders der Nachwuchs liegt den Wanderers am Herzen. Die jungen Eishockeyspieler gehen nicht nur regelmäßig auf Auslandsreisen zu Turnieren in der Schweiz oder in Frankreich, die 200 vor allem Eishockey spielenden Kinder und Jugendlichen, genauso wie die Gruppe der Eiskunstläufer, werden auch durch qualifiziertes Personal angeleitet. Schon an diesem Wochenende ziehen die ersten Jugendmannschaften der Wanderers im heimischen Polariom ins Trainingslager. "Wir bieten eine Intensivwoche für den Nachwuchs an", sagt Balthasar.

Der größte Ausgabenposten der Wanderers ist jedoch die Eishockey-Bayernligamannschaft, obwohl sie in dieser Saison aus Kostengründen auf einen ausländischen Import verzichtet. Die Wanderers verfügen zwar über einen Sponsorenpool, aber für die Werbebande in der Eissporthalle ist kaum eine Firma zu gewinnen. Da ist seit Jahren viel freier Platz.

Vor allem die hohen Sachkosten schlagen enorm zu Buche. "Eishockey ist halt kein billiger Sport", sagt Balthasar. So koste alleine eine Torwartausrüstung schon rund 2500 Euro, für die richtigen Schlittschuhe seien zwischen 250 und 500 Euro hinzublättern. Ein Kinder-Eishockeyschläger kostet etwa 50 Euro, Erwachsene zahlen 180 Euro dafür. Immerhin: Für Anfänger stellen die Wanderers Leihausrüstungen zur Verfügung. "Die Eltern oder Großeltern kaufen für die Kinder nach und nach die Ausrüstung zusammen", sagt Balthasar. Darüber hinaus organisiert der Verein regelmäßig Tauschbörsen, weil die Kinder ständig aus ihren Klamotten herauswachsen.

© SZ vom 03.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: