Germering:Das Leid der Mütter und Kinder

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Die TV-Journalisten Maria von Welser schildert in Germering ihre Eindrücke aus Flüchtlingslagern. (Foto: Reger)

Maria von Welser berichtet über Flüchlingcamps

Von Moritz Dauer, Germering

"Bitter", so beschreibt Maria von Welser ihre Erlebnisse auf der Reise durch die Türkei, Syrien , Libanon Eritrea und Jordanien. Diese hat sie in ihrem neuen Buch, das sie vor kurzem in der Stadtbibliothek Germering vorstellte, niedergeschrieben. Das Buch trägt den Titel "Kein Schutz - nirgends" und handelt vor allem von den Frauen und Kindern, die von ihren Männern auf der Flucht zurückgelassen wurden. Von Welser hat über ein Jahr verschiedene Mütter mit ihren Kindern begleitet. In ihrem Vortrag erzählt sie, wie hoffnungslos und verzweifelt die Frauen sind und in welchen Verhältnissen sie ausharren müssen, da sie weder zurück in das Kriegsgebiet wollen, noch über die gesperrten Grenzen kommen. Die Flüchtlinge sind so traumatisiert, dass sie keine Vorschläge entgegen nehmen, weil sie niemandem vertrauen.

Die Fernsehjournalistin forderte die Frauen auf, sich zusammen zu tun, um etwas zu erreichen, aber diese schicken ihr Kinder zur Arbeit, während sie selbst schon längst aufgegeben haben. Auch die Behausungen sind nur notdürftig. Ein Beispiel dafür sind die 1278 ITS, so genannte Informal tented Settlements, die im Bekaa-Tal in Libanon Zuflucht bieten. Doch diese sind nur sehr behelfsmäßig, weshalb sie nicht vor dem Wetter schützen.

In ihrem Buch schildert von Welser die verschiedenen Orte, an denen sie war. Was besonders dabei heraussticht, sind Zahlen. So hat der Libanon eine Bevölkerung von etwa 4,5 Millionen Menschen - und hat trotzdem ungefähr zwei Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Sie vergleicht diese Situation mit der in Deutschland und kritisiert, dass wir mit vergleichsweise wenig Flüchtlingen uns beschweren, wohingegen der Libanon nicht mal Geld hat, die Asylsuchenden zu versorgen.

Andererseits gibt es auch viele Helfer, die von Welser lobt. Über 150 Hilfsorganisationen sind in Lesbos, Griechenland und der neuen Fluchtroute zwischen Lybien und Lampedusa aktiv. Sie ständen symbolisch für das Gute in den Menschen, denn sie kämen von überall her. Allerdings könnten die Organisationen auf Grund der geschlossenen türkischen Grenze nur begrenzt agieren.

Der Vortrag von Maria von Welser ist mit Bildern gespickt, die die Verhältnisse in den Flüchtlingslagern, wenn man sie überhaupt so nennen darf, zeigen. Ihr Lieblingsbild zeigt Gesichter fröhlicher Kinder und Frauen, die in Lesbos ankommen. Unwissend, dass die Grenzen geschlossen sind und sie wahrscheinlich nicht weiterkommen, strahlen sie Glück und Freude aus. Eines der Hauptprobleme auf der Flucht, die durchschnittlich zweieinhalb Monate dauert, ist auch das Geld. So geht laut von Welser selbst den reichen Familien nach langer Flucht das Geld aus.

"Das ist nur die Ruhe vor dem Sturm", sagt sie, denn sie weiß, dass die vielen Flüchtlinge, die dort unten festsitzen auch irgendwann weiter wollen. Ihre Vision ist es, nahe der Grenze Flüchtlingslager aufzubauen, die von deutschen Bürgern betrieben werden, um den Asylbewerbern gewisse Standards wie Hygiene, Nahrung und Kleidung zu gewährleisten.

Nach dem Vortrag schweigen die etwa 20 Zuhörer sichtlich nachdenklich, denn das was von Welser berichtet ist brandaktuell und obwohl die Medien sich gerade mit dem Brexit und den Flüchtlingen im eigenen Land beschäftigen, "dürfen die verzweifelten Heimatsvertriebenen nicht vergessen werden".

© SZ vom 20.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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