Zeugnisübergabe am Max-Born-Gymnasium:Appell an die Weltoffenheit

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Am Tag nach der Brexit-Entscheidung sparen die Redner an den gewohnten Zitaten

Von Felix Reuß, Germering

An Improvisationstalent und Durchhaltevermögen fehlt es den Abiturienten vom Max-Born-Gymnasium ganz sicher nicht. Hatten sie während den Klausuren schon unter dem Lärm der angrenzenden Baustelle zu leiden, konnte auch die Abiturfeier nicht wie üblich in der schuleigenen Turnhalle statt finden. Diese ist zurzeit mit Flüchtlingen belegt. So hat die Stadt den Organisatoren der Jahrgangsstufe unter die Arme gegriffen und mit dem Orlando-Saal der Stadthalle eine neue Location gefunden, die dem feierlichen Zweck absolut angemessen ist und sogar mehr Komfort als die Turnhalle bietet. Zum üblichen Ablauf gehören dann natürlich die Reden verschiedener Amtsträger der Schule und auch der Stadt, bei denen dieses Mal gilt, nicht zu viele weise, alte Männer wie Goethe, Ovid oder Twain zu zitieren.

Sowohl Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas als auch Schulleiter Robert Christoph umgehen diese Zitate weitgehend und appellieren am Tag nach der Brexit-Entscheidung an die Weltoffenheit ihrer Schüler. "Stark wars" heißt das Motto der 119 Abiturienten, angelehnt an den Krieg der Sterne, was sie auch bei ihrer eigenen Abirede zum Schlachtruf machen. Bei den obligatorischen Sticheleien gegen ihre Schule und die Lehrer schlagen sie dann weniger über die Stränge als noch vor einigen Tagen bei ihrem Abi-Streich. Beim Kinderspiel "Reise nach Jerusalem" hatte sich dort eine Lehrerin einen Sehnenriss zugezogen. Dennoch herrscht im Orlando-Saal eine sehr lockere Stimmung, was an der unterhaltsamen Rede der Abiturienten Annamarija Marinčič und Moritz Rath sowie an den Musikstücken in den Pausen zwischen den Reden liegt. Konzertstimmung kommt bei den Darbietungen der Schulband und von Sängerin Melanie Gerke durchaus auf. Auch nach ihren Prüfungen beweisen die Abiturienten noch einmal Durchhaltevermögen bei der mehr als vier Stunden dauernden Feier, um ihr finales Schulzeugnis endlich in Empfang zu nehmen.

© SZ vom 25.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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