Germering:Älteste Landkreisbürgerin

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Von Gratulanten eingerahmt: Irmgard Thierbach mit Bürgermeister Andreas Haas und Martina Drechsler, der stellvertretenden Landrätin. (Foto: Günther Reger)

Irmgard Thierbach feiert ihren 107. Geburtstag

Von Julia Kiemer, Germering

Wer eine Tasse Tee und ein Stück Pflaumenkuchen in der Weinstube genießen könne, dem könne es nur gut gehen, schmunzelt Oberbürgermeister Andreas Haas. Die Dame, die den Tee und den Kuchen genießt, heißt Irmgard Thierbach und feiert an diesem Dienstag ihren 107. Geburtstag. Im Curanum haben sich im kleinen Kreis Zimmernachbarn, Freunde und ihr Neffe eingefunden, der Thierbach betreut. Auch die stellvertretende Landrätin Martina Drechsler und Germerings Oberbürgermeister Haas sind gekommen, um der nun älteste Dame im Landkreis zu gratulieren. Haas überbringt sogar Glückwünsche und Geschenke vom bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Seit 2005 lebt Thierbach im Curanum in der Abteilung der vollstationären Pflege. Sie ist sehr still, beobachtet aber alles ganz genau und isst zwischendurch in aller Ruhe ihren Kuchen. Als Haas sagt, dass sie nun die älteste Frau im Landkreis sei, ist sie fast überrascht. Und auf die Frage, wie es ihr geht, antwortet sie prompt: "Mir geht's sehr gut." Man merkt ihr an, dass sie sich freut, auch wenn sie gar nicht so recht weiß, wie ihr bei all dem Trubel geschieht.

Thierbach ist 1908 in Ricksdorf geboren, das heute zu Berlin gehört. Dort lebte sie in verschiedenen Stadtteilen bis 1973. Als Kind musste sie den Ersten Weltkrieg miterleben. Im Zweiten Weltkrieg war sie Fernschreiberin beim Oberkommando der Wehrmacht. Thierbach war schon immer eine außergewöhnliche Frau, sie hatte eine kaufmännische Lehre abgeschlossen und arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg lange bei der Nachrichtenagentur Reuters als Chefsekretärin. Sie ist sehr musikalisch und hat viel gesungen. "Ich hab' ihr oft beim Singen zugehört, damit bin ich groß geworden", erzählt der Neffe.

Die 107-jährige kann durchaus als eine emanzipierte Frau angesehen werden. Kinder hatte sie keine. Erst im Alter von 60 Jahren heiratete sie und zog mit ihrem Mann, mit dem sie dann immerhin rund 20 Jahre verheiratet war, ehe er starb, nach Bayreuth. Jeden zweiten Tag besucht heute Neffe Bernd Rückmann seine Tante. Oft gehen sie mit dem Rollator spazieren, manchmal fahren sie auch gemeinsam zum Germeringer See. Was seine Tante in der heutigen Gesellschaft vermisse, sei der höfliche Umgang der Menschen miteinander und die Kavaliere. Und was letztendlich ihr Geheimnis sei, dieses hohe Alter zu erreichen, wisse er aber auch nicht, so Rückmann. Seine Tante habe zwar nie geraucht oder getrunken, aber auch nicht besonders gesund gegessen oder gar viel Sport getrieben.

© SZ vom 03.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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