Fürstenfeldbruck:Windpark darf gebaut werden

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Das Landratsamt genehmigt die drei von den Stadtwerken geplanten Rotoren - nur wenige Stunden, bevor sich die Senkung der Einspeisevergütung von Strom auswirken würde.

Von Stefan Salger

Die drei Windräder im Nordwesten der Kreisstadt dürfen gebaut werden. Das Landratsamt hat das Zulassungsverfahren am Dienstagabend nach 14 Monaten mit einem positiven Votum abgeschlossen. Nachdem bekannt geworden war, dass wohl nur Anlagen, die vor dem 22. Januar genehmigt werden, noch in den Genuss vergleichsweise hoher Stromeinspeisevergütungen kommen, war dies eine Punktlandung.

Auf einem Feld zwischen Aich und Puch soll der kleine Windpark entstehen. (Foto: Günther Reger)

Noch aber sehen die Stadtwerke Klärungsbedarf. Vor einem möglichen Baubeginn müssen die Wirtschaftlichkeitsberechnungen und das Finanzkonzept aktualisiert werden. Spätestens bis Ende des Jahres müsste der kleine Windpark bei Puch, Malching und Mammendorf zudem errichtet sein, um nicht weitere Abschläge bei der Förderung hinnehmen zu müssen. Das auf insgesamt etwa 15 Millionen Euro veranschlagte Projekt, das bis zu zwei Dritteln mit Hilfe zinsgünstiger KfW-Kredite finanziert werden soll, würde mit einer Gesamtleistung von neun Megawatt den Strombedarf von etwa 5000 Haushalten decken.

Noch am Dienstagabend gab Landrat Thomas Karmasin (CSU) am Rande des Neujahrsempfang der Kreisbrandinspektion die Neuigkeit bekannt. Im Zuge des aufwendigen Verfahrens hatte die Behörde noch Stellungnahmen des Luftamts Südbayern sowie - mit Blick auf den gefährdeten Rotmilan - ein Gutachten des Landesbundes für Vogelschutz angefordert.

Auf Nachfrage der SZ äußerte sich Karmasin am Mittwoch sehr zufrieden: "Ich freue mich. Wir leisten damit einen Beitrag zur Energiewende." Seine Hoffnung: Wenn erst einmal ein Projekt im Landkreis in Betrieb gegangen ist, könnten sich die Sorgen der Kritiker als unbegründet erweisen.

Die Windräder der Stadtwerke könnten freilich der einzige Beitrag des Landkreises zu einer Windkraftnutzung im größeren Maßstab sein. Denn ob das Konzept, das die möglichen Standorte von Windrädern im Landkreis festlegen soll, überhaupt noch eine Wirkung entfalten kann, bezweifelt mancher Experte. Zum einen fordert Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) deutlich größere Abstände zur Wohnbebauung, zum anderen werden die Vergütungen aus dem Erneuerbaren Energiengesetz (EEG) wohl sinken, so dass sich künftig der Neubau von Anlagen angesichts mäßiger Windgeschwindigkeiten im Münchner Umland kaum noch rechnen könnte.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel will mit der Reform des EEG den Kostenanstieg der Stromerzeugung drosseln, den jedes Jahr vor allem die kleinen Stromverbraucher über die Umlage zu tragen haben. So soll der Neubau von Windanlagen an Land begrenzt werden und Selbstvermarktung möglichst die Einspeisung zu Fixpreisen ersetzen.

Gabriels Pläne sehen eine durchschnittliche Vergütung für Ökostrom von zwölf statt wie bisher von 17 Cent pro Kilowattstunde vor. Der von Windkraftanlagen ins Netz eingespeiste Strom wird zurzeit noch 20 Jahre lang mit 9,3 Cent pro Kilowattstunde vergütet. Am 1. August soll das Gesetz in Kraft treten. Bestandsschutz zumindest bis zum Jahresende aber soll allen Anlagen garantiert werden, für die am Mittwoch eine rechtskräftige Genehmigung vorlag.

Stadtwerkechef Karl Heinz Schönenborn, der nach eigenen Worten von dem Stichtag erst am zurückliegenden Wochenende erfahren und sich daraufhin sofort ans Landratsamt gewendet hatte, bleibt vorsichtig: Er will das Ende der Beratungen der Regierungskoalition über die EEG-Reform und die Vorlage des Eckpunktepapiers abwarten. Im Anschluss soll geprüft werden, ob die Banken noch zu ihrer Finanzierungsvereinbarung stehen.

Wohl bereits in der nächsten Woche wird eine außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrats einberufen, in der es um die Gesellschafterstruktur geht. Denn die in Form einer Genossenschaft angestrebte Bürgerbeteiligung der Stadtwerke ist nach der Novellierung des Kapitalanlagengesetztes Ende 2012 nicht mehr zulässig. Sepp Kellerer (CSU), Aufsichtsratschef der Stadtwerke, äußerte sich am Mittwoch aber zuversichtlich, dass die Bürger doch noch in irgendeiner Form einsteigen können, "vielleicht durch Beteiligungen". Der Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeister ließ offen, ob zwingend alle drei geplanten Windräder gleichzeitig gebaut werden müssen. In jedem Fall sei nun Eile geboten, um das erste große Windkraftprojekt im Landkreis voranzubringen.

Deutlich kritischere Töne kommen von Kellerers Schwester, der Brucker CSU-Stadträtin Maria Röhl. Im Namen von etwa 300 Bürgern aus Puch und Aich hatte sie im Juli im Rathaus eine Unterschriftenliste übergeben. Denn in den westlich der Stadt liegenden Ortsteilen gibt es große Vorbehalte gegen einen Windpark mit bis zu 200 Meter hohen Anlagen in der Nachbarschaft.

Röhl sagte am Mittwoch, sie hoffe nach dem Scheitern des Genossenschaftsmodells und mit Blick auf die Pleite des großen Ökostromproduzenten Prokon darauf, dass das Projekt an der Finanzierung scheitert. Ob es noch juristische Mittel gebe, um die Windräder zu verhindern, bedürfe noch der Prüfung.

© SZ vom 23.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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